Erdgas aus Russland US-Sanktionen könnten deutsche Energieversorgung belasten

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Abhängig vom russischen Erdgas

Russische Lieferungen sind bereits heute sehr wichtig für Deutschlands Energieversorgung. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie werden jeweils circa ein Drittel des deutschen Gas- und Ölbedarfs  aus russischen Lieferungen gedeckt. 2016 deckte Erdgas bereits knapp 23 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland. Laut der AG Energiebilanzen e.V. ist der Erdgasverbrauch in Deutschland im ersten Quartal dieses Jahres zudem um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.

Bereits um den Bau der seit 2011 in Betrieb genommenen Pipeline Nord Stream 1 gab es Streit innerhalb der EU. Polen und die baltischen Staaten fürchteten bereits beim ersten Projekt, außen vor gelassen zu werden und einen wirtschaftlichen Nachteil gegenüber anderen EU Ländern zu erleiden.

Eigentlich soll Nord Stream 2 schon 2019 an den Start gehen, die finale Entscheidung fällt die EU-Kommission aber erst nach der Sommerpause. Vor allem Polen und die baltischen Staaten wehren sich gegen den Bau, aus Sorge, dass sich die EU zu abhängig von Russland mache.

Auch die Ukraine warnt vor zu viel Macht für Russland, man habe in der Krim-Krise gesehen, wohin das führen könne. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sieht die zweite Pipeline „als Werkzeug russischer Energie-Aggression gegen mein Land. Und nicht nur gegen die Ukraine, sondern gegen die ganze Europäische Union.“

Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie – und Handelskammertages (DIHK), fürchtet dass die gemeinsamen Projekte mit Russland, vor allem der Bau der neuen Pipeline, durch die Sanktionen zum Stillstand kommen könnten: „Davon wäre auch die deutsche Wirtschaft empfindlich getroffen.“

Die Bundesregierung fördert das Projekt Nord Stream II, auch die deutschen Unternehmen Wintershall und Uniper unterstützen den Bau. Beide Unternehmen wollten sich zu den US-Sanktionen nicht äußern, solange die Zukunft des Projektes nicht geklärt ist. Aus dem Hause Wintershall heißt es lediglich: “Wir beobachten die Entwicklungen in den USA genau und können nichts weiter kommentieren.“

Der größte Erdgas-Lieferant für Deutschland ist die Firma Gazprom. Das Unternehmen ist der alleinige Gesellschafter der Nordstream 2 AG und finanziert die Hälfte des Projekts. Den Rest zahlen die beteiligten Unternehmen, in Anteilen von bis zu 950 Millionen Euro. Die Einnahmen durch die Pipeline werden, im Falle eines Baus, für Gazprom im Bereich von mehreren Milliarden Euro liegen. Durch das Projekt wird außerdem der Grundstein in der Partnerschaft mit verschiedenen Unternehmen für noch größere Projekte legen. Unter anderem ist von Pipelines nach China oder in die Türkei die Rede. Auch bei Gazprom wollten sich weder die deutsche Tochterfirma noch das russische Mutterunternehmen zu den aktuellen Entwicklungen äußern.

Mit Material von Reuters und dpa.

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