Erdogan in Washington Republikanische Senatoren konfrontieren Erdogan wegen Propagandavideo

In Washington führt Erdogan seinen Gastgebern einen Propaganda-Film vor. Eine Strategie, die bei den US-Senatoren nicht besonders gut ankam.

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Mit einem Video hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei seinem Besuch im Weißen Haus versucht, einen Spalt in das Bündnis der USA mit der Kurdenmiliz YPG in Syrien zu treiben. Erdogans Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun veröffentlichte den viereinhalbminütigen Film, der US-Präsident Donald Trump und fünf Erdogan-kritischen Senatoren vorgeführt wurde, am Donnerstag auf Twitter. Darin wird der Kommandeur der von der YPG dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum Abdi, für schwere Terroranschläge in der Türkei verantwortlich gebracht.

Erfolg scheint die ungewöhnliche Maßnahme Erdogans am Mittwoch nicht gehabt zu haben. Die Nachrichtenseite Axios berichtete, Senator Lindsey Graham habe Erdogan danach mit Blick auf das Video gefragt: „Wollen Sie, dass ich die Kurden dazu bringe, eines darüber zu machen, was Sie getan haben?“ Graham hat die türkische Offensive gegen die YPG in Nordsyrien scharf verurteilt. Die Kurdenmiliz ist ein Verbündeter der USA im Kampf gegen die Terrormiliz IS. Aus Sicht der Türkei ist die YPG wegen ihrer Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK dagegen eine Terrororganisation.

Axios schrieb: „Erdogan dachte anscheinend, dass er die Senatoren umstimmen könne, indem er sie zwingt, einen klobigen Propagandafilm anzuschauen.“ Graham habe in einem Telefoninterview bestätigt, dass er mit Erdogan aneinandergeraten sei. Er sei der Schilderung, wonach die Türkei mehr als jeder andere zur Bekämpfung des IS beigetragen habe, entschieden entgegengetreten sei. „Ich habe die Türkei wissen lassen, dass 10.000 SDF-Kämpfer, die meisten davon Kurden, im Kampf gegen den IS gelitten haben, gestorben sind oder verwundet wurden.“ Amerika werde das nicht vergessen und die YPG nicht im Stich lassen.

Auch Senator Ted Cruz zeigte sich nach dem Treffen mit Erdogan nicht überzeugt. Das Bündnis mit dem „problematischen Verbündeten“ Türkei sei zwar wichtig, teilte er mit. Der türkische Angriff auf die kurdischen US-Verbündeten in Syrien sei aber „absolut inakzeptabel“.

Mehr: Der US-Präsident will seinen türkischen Amtskollegen mit einem Handelspakt locken, damit dieser seine Invasionspläne in Syrien aufgibt. Doch es geht auch um russische Raketen.

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