Ermittlungen dauern an Mutmaßliche Helfer von Nizza-Attentat festgenommen

Frankreichs Polizei hat eine Frau und einen Mann festgenommen: Sie werden verdächtigt, dem mutmaßlichen Attentäter von Nizza dabei geholfen zu haben, an eine Schusswaffe zu kommen.

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Hatte der Attentäter Hilfe? Quelle: dpa

Bei den Ermittlungen zum tödlichen Lastwagenattentat in Nizza sind am Sonntag zwei weitere Personen festgenommen worden. Dabei handele es sich um eine Frau und einen Mann, verlautete aus Kreisen der Staatsanwaltschaft. Sie wurden nach Beamtenangaben verdächtigt, dem mutmaßlichen Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel geholfen zu haben, an eine Schusswaffe zu kommen, die in dem Lkw gefunden wurde. Die Behörden versuchen zu klären, ob Bouhlel ein islamischer Extremist war.

Bei dem Anschlag am französischen Nationalfeiertag soll Bouhlel mit einem Lastwagen absichtlich in eine Menschenmenge gerast sein und 84 Menschen getötet haben. Mehr als 200 wurden verletzt. Unter den Toten waren auch drei Deutsche, zwei Schüler und eine Lehrerin aus Berlin. Der 31-jährige Bouhlel wurde von der Polizei getötet.

Der französische Premierminister Manuel Valls hält es für möglich, dass die Terrormiliz Islamischer Staat hinter dem Anschlag steckt. Valls sagte, die Behörden wüssten inzwischen, dass sich der Täter „sehr schnell“ radikalisiert habe. Der IS ermutige Menschen, die den Geheimdiensten unbekannt seien, zu Anschlägen, sagte Valls in einem Interview der Zeitung „Journal du Dimanche“. „Das ist bei dem Nizza-Attentat zweifellos der Fall.“

Am Samstag hatte sich der IS zum Anschlag bekannt und erklärt, der Attentäter sei ein IS-Soldat gewesen. Allerdings haben weder die französische Regierung noch der IS bislang Beweise für eine Beziehung zwischen der Terrormiliz und Bouhlel geliefert.

18 bei dem Attentat verletzte Menschen schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr, darunter ein Kind, wie Gesundheitsministerin Marisol Touraine sagte. Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft waren bis Sonntag erst 35 Leichen endgültig identifiziert.

Derzeit steht im Fokus der Ermittlungen, ob Bouhlel alleine handelte oder Komplizen hatte. Sechs Personen sind in Gewahrsam. Bouhlels getrennt lebende Ehefrau, die Mutter seiner drei Kinder, wurde nach Befragungen am Sonntag wieder freigelassen. Sie hatte nach Angaben ihres Anwalts Jean-Yves Garino keinen Kontakt mehr zu Bouhlel. Die Frau sei von ihrem Ehemann körperlich misshandelt worden und habe ihn aus dem Haus geworfen, sagte Garino am Sonntag dem Sender BFM-TV.

Bouhlel stammte aus Tunesien und lebte jahrelang in Nizza. Verwandte hatten gesagt, es habe keine Anzeichen gegeben, dass er radikalisiert gewesen sein könnte. Auch Ermittler betonten, Verbindungen des Mannes zu Extremisten seien nicht bekannt.

Papst Franziskus sagte am Sonntag in Rom, er fühle sich den Familien und ganz Frankreich nahe, die nun den Verlust von Menschenleben betrauern, „sogar von vielen Kindern“. Er bat Gott um Beistand für die Verletzten und Angehörigen und darum, weitere Terrorpläne zu vereiteln, „damit kein Mann es mehr wagt, noch mehr Blut seines Bruders zu vergießen“.

Es war der dritte Anschlag in Frankreich nach den islamistischen Terrorangriffen im Januar und November 2015 mit zusammen 147 Toten. Für den Anschlag von Paris im November 2015 mit 130 Toten hatte der IS die Verantwortung übernommen. Zu dem Überfall auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt im Januar 2015 mit 17 Toten bekannte sich Al-Kaida.

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