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Euro-Krise "Einen Euro-Bond schwacher Länder wird niemand kaufen"

Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager über die Euro-Krise, die Nachteile eines Euro-Bonds, starke und schwache Euro-Staaten und die Reform des Stabilitätspakts.

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Jan Kees de Jager Quelle: REUTERS

WirtschaftsWoche: Herr de Jager, wie lange wird es die Euro-Zone noch geben?

De Jager: Die Euro-Zone wird überleben, aber es wird ein schwieriger Kampf in den kommenden Monaten. Allmählich werden die Märkte ihre Aufmerksamkeit auf andere Teile der Welt richten, in denen sich die Staatsfinanzen in einem noch schlechteren Zustand befinden.

Was macht Sie so zuversichtlich, dass der Euro überlebt?

Alle Mitglieder wollen es und sind entschlossen, sich gegenüber den Märkten durchzusetzen. Im Durchschnitt sind das Haushaltsdefizit und die Verschuldung in der Euro-Zone immer noch niedriger als in Großbritannien, den USA oder Japan. Wir haben sehr starke Volkswirtschaften wie Deutschland und die Niederlande…

...und viele Fußkranke wie Griechenland und Portugal. Wie kann eine Währungsunion mit solchen Unterschieden funktionieren?

Wir müssen die Schwachen stärker machen. Griechenland erfüllt seine Auflagen. Portugal und Spanien gehen ebenfalls Reformen an. Zugegeben, wir sind etwas spät daran. Die schwachen Wirtschaften hätten schon umgebaut werden müssen, als die Euro-Zone vor mehr als zehn Jahren gegründet wurde.

Die EU-Kommission hat dazu ja Vorschläge gemacht. Allerdings stieß sie damit in manchen Ländern auf Widerstand.

Die Euro-Länder sollten aus dieser Krise lernen. Die nächste können wir nur vermeiden, indem wir die Vorschläge der Kommission auch umsetzen.

Wie soll die makroökonomische Überwachung funktionieren, wenn 16 souveräne Staaten sich in ihre Wirtschaftspolitik nicht gerne hineinreden lassen?

Alle müssen akzeptieren, dass ein Leistungsbilanzüberschuss nicht so schlimm ist wie ein Defizit. Länder mit starker Wirtschaftsleistung dürfen nicht gebremst werden. Die anderen müssen angehalten werden, besser zu werden, indem sie ihre Arbeitsmärkte reformieren und andere Strukturreformen angehen.

Wie stark können sich stabilitätsbewusste Länder in der Euro-Zone überhaupt durchsetzen? Gerade erst wurde der deutsche Vorschlag für einen Krisenmechanismus verwässert, der private Gläubiger einbezogen hätte.

Die Entscheidung zum Krisenmechanismus war weise. Wir schließen ab 2013 einen Forderungsverzicht der privaten Gläubiger nicht aus, aber wir sehen ihn nicht automatisch vor. Das entspricht der Praxis des Internationalen Währungsfonds. Der deutsche Vorschlag wäre ein absolutes Novum in der Finanzgeschichte gewesen und hätte Finanzmärkte verwirrt. Wichtiger ist in der Tat die Verschärfung des Stabilitätspakts. Egal, wie die politische Debatte darüber ausgeht, werden wir einen großen Schritt nach vorn machen, verglichen mit der aktuellen Situation.

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