Europaparlament Promi-Köchin Sarah Wiener sitzt nun im Europaparlament

Im Mai wurde die TV-Köchin ins Europaparlament gewählt. In Brüssel will die Österreicherin nun ihre Themen Ernährung und Landwirtschaft vorantreiben.

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Die bekannte Fernsehköchin sitzt für die österreichischen Grünen im Europaparlament. Quelle: dpa

Straßburg Quinoa, geraspelte Karotten, Salat und ein Stück Räucherfisch - der Mittagsteller von TV-Köchin und Politik-Quereinsteigerin Sarah Wiener in der Kantine des EU-Parlaments ist voll mit Nahrungsmitteln, die man gemeinhin als „gesund“ bezeichnet. Sie schaut sich im Restaurant um. „Politiker neigen manchmal zu einem gewissen Übergewicht“, sagt die 56-Jährige.

Das sei aber auch kein Wunder, wenn man permanent sitze und dann Nervennahrung für die Konzentration brauche. Die Themen Ernährung und Landwirtschaft sind nun auch ihre politischen Steckenpferde.

Im Mai wurde Wiener für die österreichischen Grünen in das Parlament gewählt. „Ab heute geht's los mit der Politik“, sagt die Fernsehköchin. In Brüssel habe sie zwar schon ein paar Fraktionssitzungen gehabt. Bei der konstituierenden Sitzung in Straßburg habe sie nun aber zum ersten Mal alle ihre Kollegen gesehen.

Auch einen ersten politischen Kompromiss habe sie schon machen müssen, erklärt die Österreicherin - und auf die Mitgliedschaft im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit verzichten müssen. Dafür sei sie jetzt aber im Verbraucherschutz-Ausschuss und Vollmitglied im Ausschuss für Landwirtschaft. „Das wollte ich unbedingt“, so Wiener.

Ab September geht die Arbeit im EU-Parlament so richtig los. Auf ihrer Agenda stünden schon einige Punkte, sagt die 56-Jährige - die seien aber noch nicht ganz spruchreif. Generell dreht sich bei der politischen Sarah Wiener im Parlament alles um die Themen Ernährungswende, nachhaltige Ernährungssysteme und Landwirtschaftsstrukturen. Sie fühle sich den Menschen, die sie gewählt haben, verpflichtet. „Ihr verlängerter Arm und ihre Stimme zu sein“, sagt sie. „Und das nehme ich sehr ernst.“

Die Österreicherin hat sich ohne Schul- oder Berufsabschluss zur bekanntesten TV-Köchin Deutschlands hochgearbeitet. In den 80er-Jahren zog es sie nach West-Berlin, wo ihr Vater, der Schriftsteller und Jazzmusiker Oswald Wiener, das Szenerestaurant „Exil“ führte. Dort kultivierte sie in der Küche ihre Leidenschaft für Mehlspeisen. 1990 kaufte sie einen Wagen der DDR-Armee und bekochte Filmteams.

Es folgten: Kochbücher, Fernsehen, Restaurants, eine Bäckerei, und jüngst ein Buch über Bienen. Außerdem betreibt sie in Brandenburg den Biobauernhof Gut Kerkow. Von ihren Tätigkeiten als Unternehmerin müsse sie nun aber einiges zurückfahren. „Ich musste meine Radiokolumne aufgeben. Ich muss erstmal herausfinden, wie viel Zeit und ob ich Zeit habe für Nebenprojekte.“

Auch ein Umzug nach Brüssel stehe an - ihre Wohnung in Berlin hat sie aufgegeben. Zeit, um die belgische Hauptstadt zu erkunden, habe sie aber noch nicht viel gehabt - zu viel Arbeit im Parlament.

In die Kantine habe sie es dort allerdings schon geschafft. Das Fazit: „Ich finde, Menschen, die für eine Ernährungswende kämpfen, sollte man auch gut füttern, wenn wir hier schon in Käfighaltung gehalten werden.“ Wiener sagt, beim Essen sollten die Menschen wieder mehr auf ihr gesundes Bauchgefühl - auf gut Österreichisch: den „Hausverstand“ - hören. Nach dem Salatteller gibt es deswegen dann auch noch zwei französische Mini-Eclair mit Kaffee-Creme.

Mehr: Sarah Wiener ist nicht die einzige Prominente im Europaparlament. Lesen Sie hier die prominenten und skurrilen Persönlichkeiten auf den Kandidatenlisten.

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