Ex-FBI-Direktor Comey attackiert Trump als „Art Mafiaboss“

Ex-FBI-Direktor Comey kritisiert US-Präsident Trump in seinem neuen Buch als „losgelöst von der Wahrheit“. Es sorgt bereits vor der Veröffentlichung für Aufregung.

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New York/Washington In seinem neuen Buch „A Higher Loyalty“, bezeichnet der ehemalige FBI-Direktor James Comey die Trump-Präsidentschaft als „Waldbrand“, der den Regeln und Traditionen der USA schweren Schaden zufüge.

„Dieser Präsident ist unmoralisch und losgelöst von der Wahrheit und institutionellen Werten“, schreibt Comey in dem Buch, das kommende Woche in den USA erscheinen soll. „Seine Führung ist transaktional, Ego-getrieben und basierend auf persönlicher Loyalität.“

„Wir erleben eine gefährliche Zeit in unserem Land“, schreibt der 57-Jährige, laut Vorabauszügen in der „New York Times“. „In einer politischen Umgebung, in der selbst grundlegende Fakten angefochten werden, wird die fundamentale Wahrheit in Frage gestellt, Lügen wird normalisiert und unethisches Verhalten wird ignoriert, entschuldigt oder belohnt.“

Den Präsidenten beschreibt der ehemalige Chef des FBI als eine „Art Mafiaboss“, der die Grenzen zwischen Polizeiarbeit und Politik habe verwischen wollen. Er erklärt in seinem 290 Seiten langem Buch, dass Trump ihn an die Anfänge seiner Karriere als Bundesanwalt gegen die Mafia erinnerte: „Der stille Kreis der Zustimmung. Der Chef hat die volle Kontrolle. Die Treueschwüre. Das Weltbild von uns gegen sie. Lügen über jegliche Dinge, groß und klein, im Dienste eines Loyalitätscodes, der die Organisation über Moral und Wahrheit stellt.“

Trump habe außerdem versucht, mit Blick auf die Ermittlungen zu einer russischen Einmischung Druck auf ihn auszuüben, schrieb er. Seine Russland-Untersuchungen führten aus Sicht Comeys zu dessen Entlassung als FBI-Chef im Mai 2017. Trumps spektakuläre Entscheidung zog die Einsetzung von FBI-Sonderermittler Robert Mueller nach sich.

Mueller prüft nicht nur eine mutmaßliche russische Wahleinmischung, sondern auch den Vorwurf, wonach Trump mit der Entlassung Comeys die Justiz behindert haben soll. Der Präsident hat dies zurückgewiesen und Comey zuletzt als „Lügner“ und „Angeber“ bezeichnet.

Comey, der 2013 von Trumps Vorgänger Barack Obama an die Spitze des FBI berufen wurde, spricht auch Hillary Clintons E-Mail-Affäre an und seine Beweggründe, warum er kurz vor der US-Wahl 2016 Ermittlungen gegen die Präsidentschaftskandidatin publik gemacht hatte.

In dem Buch befinden sich auch humorvolle Passagen, in denen Comey mit viel Liebe zum Detail seinen Eindruck von Trump schildert. Über seinen ersten Besuch im Trump Tower im Januar 2017 schreibt Comey laut eines Auszugs im „Guardian“: „Sein Gesicht erschien leicht orange, mit hellen weißen Halbmonden unter seinen Augen, ich nehme an dass er dort eine kleine Bräunungsbrille aufsetzte, und ein eindrucksvoll frisiertes hellblondes Haar, das bei genauerem Hinsehen ganz von ihm zu sein schien. Ich erinnere mich, dass ich mich gefragt habe, wie lange es dauern muss, bis er morgens fertig ist.“

Beobachter erwarten, dass Trump durch Comeys Buch unter Druck geraten dürfte.

Mit Material von AP

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