Angesichts der hohen Inflation will die US-Notenbank Fed bald die Zinsen erhöhen und danach auch ihre aufgeblähte Bilanz eindampfen. Sie erklärte am Mittwoch nach der geldpolitischen Sitzung, es werde bald angebracht sein, den Leitzins zu erhöhen. Einstweilen beließ sie ihn noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell ist in Sorge über die hartnäckig hohe Inflation und hat ein Ende der lockeren Linie signalisiert. Schon Mitte März dürfte die Zentralbank den Zins erhöhen und im Jahresverlauf mehrmals nachlegen. Voraussetzung ist der Stopp des in der Pandemie eingeführten großen Wertpapierkaufprogramms, dessen baldiges Ende nun von der Fed besiegelt wurde.
„Die Anzeichen werden zunehmend deutlicher, dass die Nullzinspolitik in den USA bald ein Ende hat“, kommentierte LBBW-Ökonom Elmar Völker die Fed-Entscheidung. „Der weiter angestiegene Preisdruck in der US-Wirtschaft und der zunehmend angespannte Arbeitsmarkt erlauben es der Fed nicht, zwischen dem Abschluss des Taperings und dem Einleiten einer Leitzinswende noch weitere Zeit verstreichen zu lassen.“
Die Fed sei in der vielleicht schwierigsten Lage seit den 1970er-Jahren, kommentiert ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann die Entscheidung am Mittwochabend. „Die hohe Zahl der freiwilligen Kündigungen von Arbeitnehmerinnen zeigt, dass der US-Arbeitsmarkt auf Vollbeschäftigung und anhaltende Lohanstiege im Wettbewerb um Arbeitskräfte zusteuert.“ Das Argument, dass der derzeitige Inflationsanstieg vorübergehend sei, fände unter US-Ökonomen kaum noch Unterstützung. „Mit einigen wenigen Zinserhöhungen ist es nicht mehr getan, weil der Realzins derzeit aufgrund der hohen Inflationsrate sehr stark negativ ist. Eigentlich gibt die Fed also immer noch Vollgas, obwohl sie schon längst bremsen müsste.“ Diese Angst dürfe die Fed nicht lähmen, so Heinemann.
Das monatliche Abbautempo bei den Zukäufen hat sich ab Mitte Januar bereits auf 30 Milliarden Dollar verdoppelt. Anfang März soll dieses als Tapering bekannte Manöver nun abgeschlossen werden, womit der Weg für eine Zinserhöhung frei ist. Zugleich hat sich die Notenbank den Bilanzabbau vorgenommen, der in der Zeit nach der Zinserhöhung kommen soll. In der Krise wurde das Portfolio auf fast neun Billionen Dollar aufgebläht. Einen prinzipiell ausgearbeiteten Plan für eine „beträchtliche Reduzierung“ haben die Währungshüter demnach bereits in der Schublade. Sie nannten allerdings noch keine Details und keinen Zeitplan, wann er genau kommen soll.
„Ab spätestens Herbst wird die Bilanz geschrumpft“, meint Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Auch wenn es Schlag auf Schlag vorangehe, verbleibe noch für lange Zeit viel Liquidität im Finanzsystem. Angesichts der nahenden Verteuerung des Geldes hatte sich an den Finanzmärkten zuletzt Nervosität breitgemacht. Mit Erleichterung reagieren Aktienanleger nun auf den Zinsentscheid. „Alles, was die Fed heute formell und offiziell kommuniziert hat, war bereits erwartet und in den Kursen eingepreist“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Wie zuvor erwarteten Börsianer für 2022 insgesamt vier Zinserhöhungen um jeweils einen Viertel Prozentpunkt.
Aktienanleger reagierten mit Erleichterung auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 bauten ihre Gewinne am Mittwoch aus und stiegen um bis zu 3,4 Prozent. Aus US-Staatsanleihen zogen sich Investoren dagegen zurück. Dies trieb die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen Treasuries auf bis zu 1,81 Prozent. „Alles, was die Fed heute formell und offiziell kommuniziert hat, war bereits erwartet und in den Kursen eingepreist“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Wie zuvor erwarteten Börsianer für 2022 insgesamt vier Zinserhöhungen um jeweils einen Viertel Prozentpunkt.
Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich sehr positiv, aber die Teuerung zwingt die Fed gegenzusteuern. Eine Erhöhung des Leitzinses würde die Inflation bremsen, aber auch die Konjunktur dämpfen. Die Verbraucherpreise in den USA waren im Dezember um 7 Prozent angestiegen, das war der höchste Wert seit Jahrzehnten.
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