
New York Das Weiße Haus hat eine Personalie bestätigt, über die schon lange spekuliert wurde: Der Investment-Manager Randal Quarles soll oberster Bankenaufseher der US-Notenbank (Fed) werden und damit der einflussreichste Kontrolleur der Branche. Er muss mit einfacher Mehrheit vom Senat bestätigt werden, was angesichts der Mehrheitsverhältnisse dort nicht allzu schwer werden dürfte.
Quarles würde damit stellvertretender Vize-Präsident der Fed und wäre so auf einer Ebene mit Stanley Fischer. Dieser zweite Stellvertreter-Posten für Fed-Chefin Janet Yellen ist vor Jahren auf dem Papier geschaffen worden, wurde aber seitdem nie besetzt. Während Fischer sich auf die Geldpolitik konzentriert, ist der neue zu besetzende Posten mit Blick auf die Finanzaufsicht eingerichtet worden.
Quarles hat vor mehr als einem Jahr die These aufgestellt, die Größe einer Bank sei nicht das geeignete Kriterium, um ihre Gefährlichkeit für das Finanzsystem zu bestimmen. Wenn viele kleine Banken pleite gehen, wie etwa in der Krise 1929, dann sei das auch ein großes Problem, schrieb er in einem Gastartikel für das „Wall Street Journal“.
Sein Rezept ist, auf gute Pläne für die Abwicklung von Banken in Schieflage zu vertrauen. Zugleich fordert er eine regelgebundene Geldpolitik und erwähnt dabei ausdrücklich die sogenannte Taylor-Rule, benannt nach dem Stanford-Professor John Taylor. Nach dieser Formel hätte die Fed in den vergangenen Jahren ihre Zinsen zeitweise sehr viel höher ansetzen müssen. Die Idee, die Fed stärker an Regeln zu binden, ist bei den Republikanern im Parlament populär, wird aber praktisch von allen schon aktiven Geldpolitikern abgelehnt.
Quarles hat sich auch dagegen ausgesprochen, die großen Banken zur Aufnahme von noch deutlich mehr Eigenkapital zu zwingen. Seiner Meinung nach würde diese Maßnahme die Kredite verteuern und die Wirtschaft bremsen. Dieser Gedanke ist bei den Republikanern ebenfalls populär. Thomas Hoenig, als stellvertretender Chef bei der US-Einlagensicherung (FDIC) für Banken-Aufsicht zuständig, und Neel Kashkari, Chef der Fed Minneapolis, haben dieser These aber vehement widersprochen.
Schaut man sich die Positionierung des Kandidaten an, so wird ihn seine Ansicht zur Taylor-Rule in der Fed eher isolieren. Dass er die Abwicklungspläne, die so genannten Living Wills, ernst nimmt, dürfte dagegen in der Fed und der FDIC gerne gesehen werden.
Seine Tendenz zu einer härteren Geldpolitik passt zu den Republikanern im Parlament, aber nicht unbedingt zur Einstellung von US-Präsident Donald Trump. Quarles' insgesamt pragmatischer und etwas lockerer Ansatz bei der Aufsicht dürfte in etwa den Ansichten von Fed-Gouverneur Jerome Powell entsprechen. Der gilt ebenfalls als Republikaner und kümmert sich übergangsweise um Aufsichtsfragen, nachdem Daniel Tarullo, der früher dafür zuständig war, vorzeitig zurückgetreten ist.
Quarles und Powell verbindet noch etwas: Beide haben früher für die Beteiligungsgesellschaft Carlyle gearbeitet und kennen sich daher. Die meisten anderen Geldpolitiker und Aufseher haben dagegen keine Erfahrung in der privaten Wirtschaft – mit Ausnahmen wie Bill Dudley und Robert Kaplan, den Chefs der Fed New York und der Fed Dallas, die beide früher bei Goldman Sachs gearbeitet haben.
Quarles ist heute Manager bei der Beteiligungsgesellschaft Cynosure Group. Früher hat er beiden Bush-Regierungen gedient, und er gilt seit langem als Unterstützer der Republikaner.