Feldzug gegen YPG Erdogan will Militäreinsatz in Syrien ausdehnen

Nach der Eroberung von Afrin in Syrien, kündigt der türkische Präsident Erdogan an, den Militäreinsatz noch weiter auszudehnen.

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Syrien: Recep Tayyip Erdogan will Militäreinsatz ausdehnen Quelle: AP

Beirut Nach der Einnahme von Afrin hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Ausdehnung des Militäreinsatzes auf andere kurdische Teile Syriens angekündigt. Die türkischen Truppen würden Manbidsch, Kobane und andere Städte entlang der syrisch-türkischen Grenze östlich des Euphrat anvisieren, sagte Erdogan am Montag. Die Gebiete stehen unter der Kontrolle kurdischer Milizen. Dort sind auch US-Truppen stationiert.

Türkische Truppen könnten auch in den Irak eindringen, um kurdische Kämpfer aus der Region Sindschar zu vertreiben, falls die irakische Regierung zögere, diese aus dem Gebiet zu verdrängen, sagte Erdogan. Nach türkischer Darstellung entwickelt sich die Region zu einer Hochburg der in der Türkei verbotenen Kurdenorganisation PKK.

„Eines Nachts könnten wir plötzlich in Sindschar eindringen“, sagte Erdogan bei einer Ernennungszeremonie für Juristen in Ankara. Die Türkei beabsichtige aber nicht, im Irak einzumarschieren und wolle nur die Grenzregion von Terroristen säubern.

Die Türkei führt seit zwei Monaten einen Feldzug gegen die YPG in der nordsyrischen Stadt Afrin und Umgebung. Sie betrachtet die Miliz als Terrorgruppe. Den USA dagegen dient die YPG als Verbündete im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat. Nach Angaben syrischer Kurden wurden mehr als 800 YPG-Kämpfer und rund 500 Zivilisten getötet.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mehr als 1500 getöteten YPG-Milizionären und mehr als 280 toten Zivilisten.

In Afrin ist es nach der Einnahme durch türkische Truppen und ihre Verbündeten offenbar zu Plünderungen in großem Stil gekommen. Mit der Türkei verbündete Milizionäre hätten zahlreiche Geschäfte und Häuser leergeräumt und sich Fahrzeuge angeeignet, berichtete die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle unter Berufung auf Einwohner. Auf Bildern waren ausgebrannte Läden und Männer zu sehen, die Traktoren abtransportierten.

Die mit der Türkei verbündete Freie Syrische Armee machte Diebe für die Plünderungen verantwortlich. Man habe Wachen aufgestellt und weitere Brandschatzungen verhindert, sagte FSA-Kommandeur Moatas Raslan.

Am Sonntag waren die türkischen Streitkräfte und die FSA in die Stadt eingedrungen, ohne auf größeren Widerstand der Kurdenmiliz YPG zu stoßen. Diese kündigte eine „neue Phase“ mit Guerillataktik im Kampf gegen die Türkei und deren Verbündete an. In Afrin soll es zudem noch einzelne Widerstandsnester geben. Tausende Einwohner waren vor den Kämpfen geflohen.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini kritisierte das türkische Vorgehen. Die internationale Gemeinschaft solle sich in Syrien darum bemühen, militärische Aktivitäten zurückzufahren, anstatt sie auszuweiten, sagte sie.

Syrische Kurden warfen der Türkei vor, das Gebiet okkupieren zu wollen. „Ganz Nordsyrien ist in Gefahr“, sagte der syrisch-kurdische Beamte Aldar Chalil.

Die Türkei beteuerte dagegen, ihre Soldaten seien keine Besatzer. Man wolle Terroristen vertreiben und die Region dann ihren „wahren Eigentümern“ zurückgeben, sagte Vizepremier Bekir Bozdag.

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