Finanzkrise Zahlungsnot Dubais verursacht Börsenbeben

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Die Skyline des Emirats Dubai Quelle: AP

Der Deutsche Aktienindex Dax verlor bis kurz vor Börsenschluss mehr als drei Prozent. Besonders schlimm traf es Bankaktien, sie brachen bis zum Nachmittag um mehr als drei Prozent ein, Deutsche-Bank-Titel sogar um mehr als vier Prozent. Finanzwerte sackten auf den niedrigsten Stand seit einem halben Jahr ab. Auch die ebenfalls unter Verkaufsdruck geratenen Versicherer Münchener Rück, Allianz und Hannover Rück sprachen von keinen beziehungsweise „vernachlässigbaren“ Belastungen. Nach den Daten der Bundesbank und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist das Engagement der deutschen Finanzbranche in den Vereinigten Arabischen Emiraten insgesamt mit rund 7,5 Milliarden Euro vergleichsweise gering. Die britischen Banken äußerten sich zunächst nicht, obwohl sie Finanzkreisen zufolge teils besonders stark betroffen sein dürften. Daher sackte auch der Kurs des britischen Pfunds ab. Lediglich die größte Privatkundenbank des Landes, Lloyds , teilte mit, ihr Engagement bei Dubai World halte sich in Grenzen.

Angst vor Ansteckung

Auf dem Börsenparkett machte das Wort „Ansteckungsgefahr“ die Runde. Anleger befürchten, andere Golfstaaten könnten zum Verkauf großer Aktienbestände gezwungen sein, um Löcher zu stopfen. In der Region tätige Banker sprachen von einem erheblichen Imageschaden für die Golfstaaten. „Das wird nicht ohne Folgen für Investitionen in den Emiraten bleiben“, sagte ein Top-Banker. Die Kosten für eine Absicherung der Schulden Dubais und anderer Golfländer gegen einen Ausfall stiegen deutlich an. Die Preise für diese so genannten CDS-Papiere signalisieren, wie stark am Markt mit ernsten Zahlungsproblemen gerechnet wird. In der Finanzkrise waren sie insbesondere bei Banken nach oben geschnellt, was deren Refinanzierung empfindlich verteuerte.

Andere Golfstaaten haben mehr Öl

Experten warnten aber vor voreiligen Schlüssen. „Dubai hat viel stärkere Schuldenprobleme als die Nachbarn, in Abu Dhabi und Katar steckt echtes Geld dahinter“, betonte Youssef Affany, Golf-Experte von der Citigroup. Die anderen ölreicheren Emirate sind weniger stark von Krediten und ausländischem Kapital abhängig und haben Milliardeneinnahmen aus dem Ölgeschäft für Kapitalspritzen etwa bei VW, Daimler oder Porsche verwendet. Eine Ansteckung sei daher unwahrscheinlich, sagte Affany. „Die anderen Emirate und Saudi-Arabien werden eine gewisse Form der Solidarität zeigen.“ Auch Helene Rang, geschäftsführender Vorstand des Nah- und Mittelostvereins, zeigte sich überzeugt, dass die Vereinigten Arabischen Emirate im Rahmen ihres Finanzausgleichs eine Lösung finden dürften. Die Regierung in Dubai wollte mit ihrer überraschenden Ankündigung offenkundig die Auswirkungen auf die Finanzmärkte so gering wie möglich halten.

Bis zum 6. Dezember sind im arabischen Raum wegen des Opferfestes fast alle Geschäfte geschlossen. „Einige hoffen, dass sich bis dahin die Lage wieder beruhigt hat - möglicherweise vergebens“, sagte ein Händler.

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