Frankfurt statt London? Ein Bürgermeister auf Bankerfang

Löst Frankfurt London nach dem Brexit ab? Der Oberbürgermeister der Mainmetropole, Peter Feldmann, will in London Banker und Unternehmer von einem Umzug in die Mainmetropole überzeugen – ein schwieriges Unterfangen.

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Seit dem Brexit-Votum im Juni bemüht sich Frankfurt um eine starke Imagepflege. Einige britische Geschäftsleute fürchten aber, die Sprachbarriere am Main sei zu groß. Quelle: AFP

London Es gibt Riesling aus Hessen und Fotos vom Main. Die Werbetour des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann (SPD) beginnt mit einer Anekdote: „Wir sind hier im Restaurant von Klaus Peter Kofler, einem deutschen Unternehmer aus der Stadt Bad Homburg.“ Heute sei der gebürtige Hesse Kofler einer der größten Partyservicebetreiber weltweit und lebe mit seiner Familie in London. Bei seinem zweitätigen Besuch in London möchte Feldmann nun das Gegenteil versuchen – und Londoner Geschäftsleute für die Rhein-Main Region gewinnen.

Seit dem Brexit-Referendum vor drei Monaten versuchen auch andere Großstädte wie Paris, Dublin oder Luxemburg die Briten von sich zu überzeugen. Noch ist unklar, wie die künftigen Beziehungen zwischen der Insel und dem Rest der EU aussehen werden und ob Banker und Unternehmer von Großbritannien aus weiterhin problemlos Geschäfte auf dem Kontinent machen können. Doch eine ganze Reihe von Firmen hat bereits angekündigt, einige Mitarbeiter und Bereiche auszulagern, wenn Großbritannien nach einem Brexit den Zugang zum europäischen Binnenmarkt verliert.

Schon im August versuchte daher Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) sein Glück und warb für die Finanzmetropole am Main. Während Al-Wazir die Banker mit dem „einzigen englischen Theater auf dem Kontinent“ überzeugen wollte, das seinen Sitz in Frankfurt hat, versucht Feldmann ihnen das beschauliche Leben in der hessischen Metropole schmackhaft zu machen. „Wir haben viele Migranten und leben hier friedlich miteinander“, sagt der Oberbürgermeister bei einem Empfang am Mittwochabend. Auch die Sprachbarriere, über die sich viele Engländer sorgen würden, sei kein Problem. „Die meisten Deutschen sprechen drei Sprachen“, so Feldmann.  

Eric Menges, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Frankfurt Rhein Main GmbH, versucht mit Klischees über Frankfurt aufzuräumen. „Auch bei uns gibt es Natur und Wälder“, sagt er. „Und was viele nicht wissen: Wir haben mehr IT-Firmen als das Silicon Valley.“ Nur mehr Geld würden diese nicht machen.

Für viele Geschäftsleute erscheint Frankfurt derzeit aber nicht als die beste Alternative. „Ich habe vier Jahre lang in Frankfurt gelebt, die Sprachbarriere war am Ende zu groß“, sagt ein englischer Rechtsanwalt. „In diesem Jahr bin ich wieder nach London zurück.“ Vor allem Dublin sei für viele Briten deutlich attraktiver.

Andere Gäste denken zumindest über einen Umzug nach Deutschland nach. „Ich fliege nächsten Monat nach Frankfurt, um mir die Region anzuschauen“, sagt die Geschäftsführerin eines großen IT-Unternehmens. Noch wisse sie nicht, ob sie eine geeignete Immobilie finde. Auch wenn sie schon vorzeitig für einen Standortwechsel vorbereitet sein will, sicher sei dieser nicht. „Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir die Verhandlungen über den EU-Austritt abwarten.“ Auch andere Städte wie Paris seien eine ernstzunehmende Option.  

Feldmann weiß, dass die Konkurrenz groß ist. Damit die Briten einen Ansprechpartner vor Ort haben, eröffnet die Frankfurt Rhein Main GmbH im Oktober ein Büro in der britischen Hauptstadt. „Wir möchten damit nicht sagen, dass Frankfurt besser ist als London“, betont Feldmann, „und dass jeder England verlassen muss. Aber wir sagen, dass Frankfurt Sie mit offenen Armen empfangen wird.“

 

 

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