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Freytags-Frage

Müssen wir uns vor den BRICS fürchten?

Die so genannten BRICS-Staaten trafen sich diese Woche zum fünften Mal, um über ihre Rolle in der Weltwirtschaft zu sprechen. Verantwortung dafür wollen sie allerdings nicht so recht übernehmen.

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brics durban singh jinping zuma rousseff putin Quelle: Reuters

Während sich der Westen, allen voran die Eurozone, größte Mühe gibt, seinen Wohlstand zu verspielen, wollen die Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern aufholen und ihren Anteil am weltweiten Wohlstand erarbeiten. In der Tat wirkt der Westen gegenüber den dynamischen Schwellenländern, allen voran China und Indien, sehr müde. Wachstumsraten von knapp zehn Prozent sind dort schon lange die Realität, hingegen sich die Regierungen hier verzweifelt – und recht dilettantisch – gegen eine weitere Verlängerung und Vertiefung der Krise zu wehren versuchen.

Für manchen steht gar eine neue Weltordnung bevor, in der die Schwellenländer eine führende Rolle spielen werden. Als Beispiel seien die BRICS genannt. In den fünf Mitgliedsländern – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – erwirtschaften 40 Prozent der Weltbevölkerung rund ein Viertel des Weltsozialprodukts. Mit steigender Tendenz. Diese Gruppe hat aber nicht nur ökonomisch einiges Gewicht; zwei ihrer Mitglieder, nämlich Russland (als Öl- und Gaslieferant) und China (als größter Sparer und Gläubiger der Welt und ansonsten sowieso) sind auch politische Giganten. Indien, Brasilien und Südafrika spielen zumindest auf ihren jeweiligen Kontinenten eine Hauptrolle. Ein Ziel der BRICS-Länder ist es, eine stärkere Unabhängigkeit und Abgrenzung vom „westlichen Modell“ zu erreichen.

Diese Volkswirtschaften geben 2050 den Ton an
Skyline Berlin schön Quelle: dpa
Eine Frau verkauft Hülsenfrüchte Quelle: REUTERS
Platz 9: Russland und der IranDank erneut hoher Ölpreise und einer stark steigenden Konsumnachfrage ist das russische BIP im Jahr 2011 laut amtlicher Statistik um 4,3 Prozent gewachsen. Für die kommenden drei Jahre sagen die HSBC-Experten Wachstumsraten in ähnlicher Größenordnung voraus. Sie gehen davon aus, dass Russland bis 2050 durchschnittlich um 3,875 Prozent wächst. Damit würde das Riesenreich in der Liste der größten Volkswirtschaften der Welt von Rang 17 (2010) auf Rang 15 steigen. Ebenfalls eine durchschnittliche Wachstumsrate von 3,875 Prozent bis 2050 prophezeit die britische Großbank dem Iran. Im Jahr 2011/2012 betrug das Bruttoinlandsprodukt Schätzungen zufolge circa 480 Milliarden US-Dollar. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Irans zählen die Öl- und Gasindustrie, petrochemische Industrie, Landwirtschaft, Metallindustrie und Kfz-Industrie. Die Inflationsrate wird von offizieller Seite mit 22,5 Prozent angegeben, tatsächlich liegt sie bei über 30 Prozent. Die Arbeitslosenrate beträgt offiziellen Angaben zufolge 11,8 Prozent. Quelle: dpa-tmn
Ginza-Viertel in Tokio Quelle: dpa
Mexikanische Flagge Quelle: dapd
Copacabana Quelle: AP
Baustelle in Jakarta Quelle: AP

Das allein reicht natürlich noch nicht aus, um die Weltordnung neu zu schreiben, zumal nicht ganz klar ist, ob und inwieweit die Interessen dieser fünf recht unterschiedlichen Länder harmonieren. So sind Indien, Brasilien und Südafrika (die auch noch in einer gemeinsamen Gruppe, der IBSA, organisiert sind) Demokratien, während Russland und China eher als totalitäre Systeme einzustufen sind. Südafrika als das jüngste Mitglied der BRICS wiederum ist wesentlich kleiner als seine vier Partner. Manche Beobachter kommentieren, Südafrika boxe jenseits seiner Gewichtsklasse und argwöhnen, die Aufnahme Südafrikas sei vor allem durch China wegen seines dann wahrscheinlich verbesserten Zugangs zu den Ressourcen Afrikas forciert worden. Südafrika versucht bereits seit langem, eine wichtige Rolle als “Gateway to Africa“ einzunehmen. Gleichzeitig gibt sich die südafrikanische Regierung recht liebdienerisch gegenüber der chinesischen Führung, was nicht nur im Inland Kritik erzeugt.

Die BRICS-Länder erzeugen im Moment jedenfalls nicht nur ökonomisch eine hohe Dynamik, wie der fünfte BRICS-Gipfel in Durban in dieser Woche deutlich machte. Es wurde dort als zentrales Ergebnis beschlossen, stärker bei der Fakturierung von Handel auf eigene Währungen zu setzen sowie eine eigene Entwicklungsbank zu gründen. Allerdings stehen weder der Sitz der Bank, die genauen Aufgaben noch Details der finanziellen Ausstattung fest. Es scheint geplant, in den Entwicklungsländern Projekte zur Entwicklungsförderung zu finanzieren. Die Bank soll dem Vernehmen nach streng marktwirtschaftlichen Gesetzen folgen. Allerdings wird noch einige Zeit vergehen, bis die Bank die Arbeit aufnehmen kann.

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