Freytags-Frage
Warum geht die Strategie von Entwicklungshelfern oftmals nicht auf? Quelle: REUTERS

Passt die westliche Entwicklungspolitik noch in unsere Zeit?

Entwicklungshelfer wollen Menschen aus der Armut befreien. Doch oft fördert ihre Arbeit Missmanagement und Korruption. Warum ihre Strategien oft nicht funktionieren – und wie es besser gehen könnte.

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In den vergangenen Wochen stand die Nichtregierungsorganisation (NGO) Oxfam im Rampenlicht, weil Mitarbeiter auf Auslandsmissionen die von ihnen abhängigen Menschen ausgebeutet haben. Obwohl diese Fälle schon einige Jahre zurückliegen, ist die Aufregung und Erschütterung gewaltig. Oxfam werden nun wohl staatliche Mittel entzogen. Damit hat die sogenannte Development-Community einen schweren Schlag erhalten – und muss sich vermutlich erst einmal neu sortieren. Vielleicht sollte sie sich auch die Frage stellen, ob der ihr Ansatz überhaupt noch zeitgemäß ist. Um das zu beurteilen, muss man zunächst ein grobes Verständnis für die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) haben.

Man kann die Entwicklungszusammenarbeit in verschiedene Kategorien einteilen. Offizielle Zusammenarbeit besteht aus verschiedenen Elementen: Entwicklungshilfe, Schuldenerlass, akademischer und sonstiger Bildungsaustausch, intensive Wirtschaftsbeziehungen und Krisenhilfen. Inoffizielle EZ wird in der Regel von NGOs wie Oxfam durchgeführt, die sowohl Informationskampagnen organisieren als auch in Projekten in Entwicklungsländern tätig sind. Neben sehr großen, internationalen NGOs gibt es unzählige kleine NGOs, die auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene tätig werden. Diese Organisationen leben weitgehend von Spenden und öffentlichen Zuwendungen. Außerdem gibt es die internationalen Organisationen, wie die Weltbankgruppe, kontinentale Entwicklungsbanken oder den Internationalen Währungsfonds.

Das prominenteste Element der EZ ist dabei die offizielle Entwicklungshilfe (ODA), die über das Development Assistance Committee (DAC) der OECD koordiniert wird. Gewünscht – aber so gut wie nie eingehalten – sind 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der reichen Länder. Damit Zahlungen an Entwicklungsländer als ODA akzeptiert werden, müssen sie zu mindestens 25 Prozent nicht rückzahlbar sein. Außerdem dürfen sie nicht mit Lieferbindung, d.h. der Verpflichtung, die Mittel im Geberland auszugeben, versehen werden.

Man unterscheidet Programm- und Projekthilfe. Programmhilfe besteht aus Zahlungen an die Regierungen von Entwicklungsländern, die dann die Mittel selbständig verwenden. Hier muss – gerade in Ländern mit hoher Korruption – immer befürchtet werden, dass die Mittel zweckentfremdet werden, also nicht dem vereinbarten Zweck zugeführt werden. Im Falle der Projekthilfe fördert das Geberland spezielle Projekte in Entwicklungsländern. Meist reisen dazu Entwicklungshelfer in die Entwicklungsländer, um dort Krisenhilfe anzubieten, Projekte anzustoßen, zu betreuen oder zu überwachen, Unterricht zu geben und Beratungsdienstleistungen anzubieten.

Die guten Absichten hinter der Entwicklungshilfe stehen außer Frage. Allerdings ist die Bilanz aus rund sechzig Jahren ODA eher mäßig. Einschlägige Studien sehen im Durchschnitt kaum einen positiven Effekt auf Armutsbekämpfung, Investitionen, Ersparnis oder Wirtschaftswachstum in der Gruppe der Entwicklungsländer. Es gibt positive Beispiele, aber auch zahlreiche Fälle, in denen Entwicklungshilfe Korruption begünstigt, aber keine positiven Wirkungen für die Menschen aufweist. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass die Agenda der Entwicklungshelfer, die oft wenig mit den Wünschen der Menschen vor Ort zu tun hat, durchgesetzt wird.

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