Freytags-Frage

Wie sollte Europa auf die Umbrüche im südlichen Afrika reagieren?

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Südafrika als Tor nach Afrika

Das südliche Afrika dürfte sich damit politisch und wirtschaftlich stabilisieren. Das könnte Konsequenzen für den gesamten Kontinent haben. Einerseits könnte Südafrika damit für die Wirtschaft in Europa und Amerika wieder an Zugkraft gewinnen. Viele Firmen nutzen die guten Standortbedingungen wie den sehr gut regulierten Kapitalmarkt, das gute Angebot an professionellen Dienstleistungen und gut ausgebildete Arbeitskräfte, um sich dort niederzulassen, selbst wenn sie sich weiter nach Norden orientieren. Somit kann Südafrika als Tor nach Afrika fungieren. Die besseren Konditionen für ausländische Akteure kommen somit vielen Ländern und ihren Beschäftigten zugute.

Andererseits könnte eine verbesserte wirtschaftliche Situation die Wanderungsströme nach Südafrika wieder erhöhen. Die zum Teil illegalen Einwanderer aus anderen afrikanischen Ländern werden in vielen Townships Südafrikas eher feindselig behandelt, so dass die Sogwirkung durch bessere Rahmenbedingungen konterkariert würde. Weder die Nettowirkung noch die Reaktion in Südafrika kann vorhergesagt werden. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass die neuen Regierungen beiden Ländern gut tun werden. Grundsätzlich macht eine bessere Lage in Afrika die Welt sicherer.

Was heißt dies nun für die westliche Welt und deren Handlungsalternativen? Für Akteure in den G20-Ländern – allen voran der Europäischen Union – sollten die positiven Entwicklungen im südlichen Afrika ein Stimulus sein, sich stärker zu engagieren.

– Die Politik endlich im Bereich der Handelspolitik die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Abschottung der Agrarmärkte abzubauen. Das wäre Entwicklungspolitik im besten Sinne und würde vielen Menschen in Afrika in der langen Frist eine Perspektive bieten. Es wäre auch gut für die Europäer selber!

– Eine stärkere Verbindung der Entwicklungszusammenarbeit mit der Außenwirtschaftspolitik wäre eine zweite Option, um die Lage der Entwicklungsländer weiter zu verbessern, indem dieser Instrumentenmix zu einem stärkeren Engagement der europäischen Wirtschaft in Afrika unterstützt. Viele OECD-Länder haben hier einige Phantasie entwickelt; die Bundesregierung sollte bald nachziehen.

– Schließlich kann die Wirtschaft selbst ihre Aktivität in Afrika ausbauen. Denn Afrika ist nicht nur als Produktionsstandort, sondern auch als Markt von Interesse. Schon vor den Veränderungen im südlichen Afrika war der Kontinent sehr dynamisch aufgestellt, wenn auch auf niedriger Basis.

Ein gestärkter afrikanischer Kontinent ist für die europäischen Sicherheitsinteressen von Vorteil. Damit dieser Vorteil möglichst stark sichtbar wird, sollten die Regierungen der EU endlich dazu besinnen, ihre entwicklungsfeindliche Handelspolitik aufzugeben. Offene Märkte sind schon immer ein Garant für Frieden und Sicherheit gewesen. Wer wüsste das besser als die Europäer!

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