Freytags-Frage

Was bedeutet der neue ANC-Chef für die deutsche Wirtschaft?

Seite 2/2

Südafrika bietet den Zugang zu attraktiven Märkten

Insofern ist das Ergebnis des Parteikonvents positiv – auch weil Ramaphosa schon seit langem Anzeichen politischer Klugheit und wirtschaftspolitischer Rationalität verströmt. Es dürfte ihm allerdings nicht gelingen, die Korruption im ANC gänzlich zu beseitigen und sämtliche relevante Posten in Politik und Wirtschaft mit unbestechlichen Fachleuten zu besetzen, zumal das neugewählte sechsköpfige ANC-Präsidium drei Mitglieder enthält, die ihrerseits eng mit Korruptionsfällen in Verbindung stehen sollen.

Auch die einzelnen Mitglieder des Präsidiums wurden in engen Abstimmungen gewählt, im Fall des Generalsekretärs gaben 24 Stimmen den Ausschlag für den Kandidaten des Zuma-Lagers; dabei gab es jedoch Manipulationsvorwürfe, die noch zu klären sind. Die Spaltung der Partei spiegelt sich somit auch im Präsidium wider.

Vor diesem Hintergrund ist aus Sicht der deutschen Wirtschaft eine gesunde Skepsis im Verbund mit wachem Blick und Tatkraft angezeigt. Grundsätzlich weist Südafrika immer noch ein hervorragendes Wirtschaftsklima mit einem funktionierenden Dienstleistungssektor, allen voran der Finanzmarkt, und guter Infrastruktur auf.

Deutsche Unternehmen, die das südliche Afrika, beliefern wollen, können ihre lokale Zentrale in Südafrika, vor allem in der Provinz Gauteng oder im Western Cape aufbauen. Sie hätten dann potentiell attraktive Märkte vor der Haustür:

  • In Zimbabwe besteht nach dem Sturz Robert Mugabes die Chance, dass sich die Möglichkeiten für deutsche Unternehmen stark verbessern, auch wenn man nicht gleich die Entstehung einer Demokratie nach westlichem Vorbild erwarten darf. Dennoch gibt es auch hier positive Signale.
  • In Angola scheint der Nachfolger des ewigen Präsidenten dos Santos, João Lourenço, aufzuräumen, indem er zahlreiche Günstlinge seines Vorgängers von öffentlichen Posten entfernt. Noch ist offen, ob er das im Sinne eines dynamischen Aufschwunges oder nur zur Schaffung einer eigenen Machtbasis nutzen will.
  • Ist ersteres der Fall, wird sich auch Namibia wieder wirtschaftlich erholen, denn Angola ist für die Wirtschaft in Namibia ein wichtiger Markt. Dort ist das Klima für deutsche Unternehmen gut.
  • Zuletzt Botswana: eines der reichsten Länder Afrikas, mit guter Regierungsführung.

Cyril Ramaphosa könnte der passende Mann zur rechten Zeit sein. Er könnte wieder Dynamik entfachen in einer Region, die zwar schwächelt, in der aber gerade sehr viel passiert. Für die deutsche Wirtschaft heißt das: wachsam sein – und die Chancen dieses Wandels erkennen und ergreifen!

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%