Freytags-Frage
ANC-Parteichef und Präsident von Südafrika, Jacob Zuma (links), Winnie Madikizela-Mandela und Vizepräsident Cyril Ramaphosa (rechts) umarmen sich beim ANC-Parteitag. Quelle: dpa

Was bedeutet der neue ANC-Chef für die deutsche Wirtschaft?

Cyril Ramaphosa ist der neue Parteichef des mächtigen ANC in Südafrika. Er soll das Land erneuern und die Wirtschaft zu neuer Blüte führen. Davon würde nicht nur sein eigenes Land profitieren.

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Südafrika, das ist jenes afrikanische Land, in dem die deutsche Wirtschaft traditionell besonders aktiv ist. Deutsche Unternehmen exportieren ihre Güter in die Regenbogennation, importieren Rohstoffe – und investieren ihr Geld ins südlichste Land Afrikas.

Doch in den letzten Monaten und Jahren kamen nicht allzu viele gute Nachrichten aus dem Land. So kündigte die südafrikanische Regierung das Investitionsschutzabkommen mit Deutschland im Oktober 2013. Seit einigen Jahren wird der internationale Zahlungsverkehr erschwert. Die Funktionsfähigkeit der Regierung und zahlreicher staatlicher Unternehmen ist vor allem durch Korruption geschwächt. Die gesamte südafrikanische Wirtschaft stagniert.

In dieser Lage fand in dieser Woche die traditionelle Parteiversammlung des African National Congress (ANC) statt, um den zukünftigen ANC-Parteivorsitzenden und potentiellen Präsidenten Südafrikas zu wählen. Es zeigte sich, dass der ANC tief gespalten ist.

Der neue ANC-Präsident Cyril Ramaphosa, der sehr wahrscheinlich auch der neue Präsident Südafrikas werden wird, gewann die Wahl mit relativ kleinem Vorsprung vor Nkosazana Dlamini-Zuma, der ehemaligen Frau des gegenwärtigen Präsidenten Jacob Zuma. Die Anhänger dieser beiden Kandidaten stehen sich offenbar relativ unversöhnlich gegenüber.

Manche Beobachter wie der südafrikanische Politikwissenschaftler Mzukizi Qobo sehen die Partei nicht zuletzt deshalb bereits im Todeskampf. Fest steht auf jeden Fall, dass es schwer bis unmöglich ist, aus einer Freiheitsbewegung mit nahezu 100-prozentiger Zustimmung unter den schwarzen Bürgern eine ebenso beliebte Volkspartei zu machen. Hinzu kommt die inzwischen flächendeckende Korruption, die in der Besetzung attraktiver Posten in Staatsunternehmen durch inkompetente, aber gut vernetzte ANC-Kader, sowie in persönlicher Bereicherung der führenden Politiker nur ihre Spitze aufweist. Jacob Zuma selber hält einen traurigen Rekord von 783 anhängigen Korruptionsverfahren.

Im Gegensatz dazu gilt der neue ANC-Präsident als Stabilitätsanker. Er war maßgeblich und überaus verantwortungsvoll in den frühen 1990er Jahren an den Verhandlungen zum Übergang von der Apartheid in die Demokratie beteiligt und ist sowohl bei den Gewerkschaften als auch in der Wirtschaft anerkannt. Er könnte sogar Wähler zurückholen, die angesichts der Korruption und Unfähigkeit der gegenwärtigen Regierung zu Konkurrenten wie den Economic Freedom Fighters (EFF) oder der Democratic Alliance (DA) abgewandert sind.

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