




Vor einem Jahr haben die BRICS-Länder, dazu gehören Brasilien, China, Indien, Russland und Südafrika, auf ihrem jährlichen Gipfeltreffen in Durban, Südafrika, die Gründung einer BRICS-Entwicklungsbank vereinbart. Diese Bank soll der Unterstützung von Projekten in Entwicklungsländern dienen. Viel haben Beobachter von dieser Bank damals nicht erwartet, zumal sich die BRICS-Regierungschefs in Durban weder auf den Standort der Bank noch auf die Modalitäten der Grundfinanzierung einigen konnten.
Dies hat vermutlich mit den sehr großen strukturellen Unterschieden innerhalb der BRICS zu tun. Drei Demokratien (Brasilien, Indien und Südafrika) stehen zwei Diktaturen (China und Russland) gegenüber, schnell wachsende Länder (China und Indien) begegnen rezessionsgeplagten Volkswirtschaften (Brasilien, Russland und Südafrika), ressourcenreiche Länder (Brasilien, Russland und Südafrika) haben andere Probleme als die ressourcenarmen, aber rohstoffhungrigen China und Indien.
Was die Länder zu verbinden scheint, ist zweierlei: Sie zählen erstens zu den sogenannten Schwellenländern, also aufstrebende Volkswirtschaften, die sich in den letzten Jahren gut entwickelt haben und kurz davor sind, als Industrieland zu gelten. Damit haben sie vergleichbare Probleme im Wachstumsprozess, zum Beispiel höhere Inflationsraten als OECD-Länder wegen des sogenannten Balassa-Samuelson-Effekts. Dieser bedeutet kurz gesagt, dass die höhere Wachstumsrate die Nachfrage im Sektor der international nicht-handelbaren Güter und Dienste, zum Beispiel nach Immobilien oder lokalen Dienstleistungen, ansteigen lässt. Damit steigen auch die Preise dieser Güter und Dienstleitungen. Vorprodukte für Exportindustrien und die Konkurrenten der Importe werden mithin teurer. Dieser Mechanismus stellt sozusagen eine natürliche Wachstumsbremse dar.
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Zweitens scheint die fünf beteiligten Länder ein gewisses Unbehagen über die westzentrierte Weltwirtschaftsordnung zu einen. Aus jeweils ganz unterschiedlichen Gründen sind die BRICS offenbar daran interessiert, einen Gegenpol zu dieser Ordnung zu schaffen.
Die BRICS-Bank könnte geeignet sein, dieses Gegengewicht zu bilden. Denn auf dem jüngsten BRICS-Gipfel in Fortaleza, Brasilien, wurde der Standort in China und die Mittelzuteilung sowie die Kostenaufteilung festgelegt. Die Bank wird also in Bälde (wann genau, ist noch unklar) ihren Betrieb in Shanghai mit einem eingezahlten Kapital von 10 Milliarden US-Dollar aufnehmen. Es sollen Infrastrukturprojekte der BRICS und Projekte in anderen Ländern finanziert werden. Dann wird also für Entwicklungsländer ein neuer Anbieter für Kredite zur Finanzierung von Entwicklungsprojekten bestehen. Eine neue Konkurrenz zu den sog. Bretton-Woods Institutionen, der Weltbank-Gruppe und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ist entstanden.
Wie ist diese Konkurrenz zu bewerten? Werden die alten Institutionen in Washington nun an Bedeutung verlieren? Werden sie gar verschwinden?