
Er ist der wohl mit Abstand wichtigste und renommierteste Preis überhaupt: Der Friedensnobelpreis. Kein anderer Preis ist allerdings auch ein so großes Politikum. Als 2009 dem US-Präsidenten Barack Obama die Ehre zu Teil wurde, fühlten sich seine Anhänger mehr denn je bestätigt, während seine Gegner vor Wut kochten. Deren Vorwurf: Obama, damals nicht einmal ein Jahr im Amt, habe politisch noch nichts vorzuweisen.
Das Nobelkomitee begründete damals seine Entscheidung mit Obamas „außergewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken“. Es war der neue Ton, der vom Weißen Haus ausging, und der im Begriff war, die Welt zu verändern, der die Jury überzeugt hatte. Und es war ein politisches Zeichen, um die neu angestrebte Politik Obamas zu unterstützen.
Zehn Mythen über den Nobelpreis
Richtig. Adolf Hitler wurde 1939 von dem schwedischen Abgeordneten E.G.C. Brandt für den Preis nominiert, der „Brüderlichkeit unter den Nationen“ und weltweite Abrüstung vorantreiben soll. Brandt zog die Nominierung später zurück und erklärte, sie sei satirisch gemeint gewesen. Die Episode zeigt, dass praktisch jedermann nominiert werden kann. Über die Aussichten, den Preis tatsächlich zu bekommen, sagt eine Nominierung nichts aus.
Falsch. Der Friedensnobelpreis wird, wie von Alfred Nobel verfügt, in Oslo verkündet und verliehen. Warum Nobel das so wünschte, ist nicht bekannt.
Richtig. Der Preis für Wirtschaftswissenschaften zählte nicht zu den fünf Auszeichnungen, die Alfred Nobel in seinem Testament für die Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden forderte. Er wurde 1968 zu Ehren Nobels von der schwedischen Zentralbank gestiftet. Er wird gemeinsam mit den anderen Preisen bekanntgegeben, ist mit demselben Preisgeld in Höhe von acht Millionen schwedischen Kronen (878.000 Euro) dotiert und wird bei der jährlichen Nobelpreiszeremonie im Dezember verliehen. Doch formal ist er kein Nobelpreis. Der offizielle Name lautet „Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank“.
Richtig. Das Geschlecht spiele bei ihrer Entscheidung über die Preisträger jedoch keine Rolle, sagen die Nobel-Juroren. Das Verhältnis spiegele nur die historische Dominanz von Männern in vielen Forschungsbereichen wider.
Falsch. Seit 1974 werden von den Preiskomitees nur lebende Personen berücksichtigt. 2011 machte die Nobelstiftung allerdings eine Ausnahme: Erst unmittelbar nach der Bekanntgabe des Preises für Medizin hatte sich herausgestellt, dass einer der Geehrten, der kanadische Immunforscher Ralph Steinman, wenige Tage zuvor gestorben war. Die Stiftung beließ es bei der Entscheidung, Steinmans Anteil am Preisgeld ging an seine Hinterbliebenen.
Falsch. Die Französin Marie Curie gewann 1903 den Preis für Physik und 1911 den für Chemie. Der US-Chemiker und Friedensaktivist Linus Pauling erhielt 1954 den Nobelpreis für Chemie, acht Jahre später wurde er mit dem Friedensnobelpreis geehrt.
Falsch. Der redegewandte, konservative britische Politiker Winston Churchill erhielt zwar einen Nobelpreis, allerdings in der Kategorie Literatur. Er wurde damit 1953 „für seine meisterlichen historischen und biografischen Schilderungen sowie für brillante Rhetorik bei der Verteidigung erhabener menschlicher Werte“ ausgezeichnet.
Falsch. Die Nobelstatuten besagen, dass die Auszeichnungen unter mehreren Preisträgern aufgeteilt werden können, doch in keinem Fall „darf eine Preissumme unter mehr als drei Personen aufgeteilt werden“.
Richtig. Die Nobelstatuten sind diesbezüglich eindeutig. Wer einen Nobelpreis bekommen hat, behält ihn für immer. Paragraf 10 lautet: „Gegen die Entscheidung eines Preisgremiums dürfen keine Einsprüche bezüglich der Zuerkennung eines Preises erhoben werden.“ Online-Petitionen, die zum Entzug eines bestimmten Preises aufrufen, sind daher wirkungslos.
Falsch. Es gibt keine Obergrenze, wie oft jemand mit einem Nobelpreis geehrt werden kann. Der US-Wissenschaftler John Bardeen gewann den Preis für Physik zweimal, 1956 und 1972. Der britische Biochemiker Frederick Sanger erhielt zwei Preise für Chemie, 1958 und 1980.
Das Nobelkomitee hat den Nobelpreis immer wieder politisch vergeben, um eine bestimmte Politik zu unterstützen. Beispielsweise bekam Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) 1971 den Friedensnobelpreis für seine Ostpolitik verliehen. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Ostpolitik noch in vollem Gange war. Der Grundlagenvertrag oder der Prager Vertrag mussten damals noch ausgehandelt werden. Aber das Nobelkomitee wollte diese neue Richtung unterstützen.
Auch das Komitee kann nicht frei wählen
Dieses mächtige Komitee, das Jahr für Jahr entscheidet, wem diese Ehre zu Teil wird, besteht aus gerade einmal fünf Personen. Diese werden vom norwegischen Parlament für eine Dauer von sechs Jahren gewählt und können auch wiedergewählt werden. Das ist auch eine der Besonderheiten am Friedensnobelpreis. Während alle anderen Nobelpreise in Schweden ausgewählt und verliehen werden, ist der Friedensnobelpreis eine norwegische Angelegenheit.
So wird der Preis auch nicht in Stockholm, sondern im Rathaus von Oslo verliehen. Warum der Preisstifter Alfred Nobel den Friedensnobelpreis unter norwegische Obhut stellte, ist nicht vollends geklärt. Ein Erklärungsansatz ist, dass zu Nobels Lebenszeit das Königreich Norwegen zu Schweden gehörte und das norwegische sich nur mit innenpolitischen Fragen beschäftigen konnte und es deshalb in Nobels Augen gegenüber der schwedischen Regierung unabhängiger war.





Heute spiegelt die Besetzung des Komitees meistens die Machtverhältnisse im norwegischen Parlament wieder. Wobei die Mitglieder in ihrer Urteilsbildung vollkommen unabhängig sind. Sie sind nur dem Testament von Alfred Nobel, mit dem der Nobelpreis gestiftet wurde, verpflichtet.
Dort heißt es, dass derjenige den Preis bekommen solle, „der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat“. Weiter heißt es: „Es ist mein ausdrücklicher Wille, dass bei der Preisverteilung die Zuteilung nicht an irgendeiner Nationalität festgemacht wird, so dass der Würdigste den Preis erhält, ob er Skandinavier sei oder nicht.“
Das Komitee darf auch nicht frei wählen, wer Preisträger wird. Nur wer bis zum 1. Februar des jeweiligen Jahres nominiert wurde, kann auch gewählt werden. Nominieren dürfen neben den aktuellen und ehemaligen Mitgliedern des Komitees auch ehemalige Preisträger, Mitglieder einer nationalen Regierung, der Internationale Gerichtshof in den Haag sowie Universitätsprofessoren gesellschafts- oder geisteswissenschaftlicher Disziplinen.
Der Großindustrielle Alfred Nobel war mit der Erfindung des Dynamits ein reicher Mann geworden, hatte aber keine Kinder, denen er sein Geld hätte vermachen können. Deshalb überführte er sein Vermögen in eine Stiftung, die nach seinem Tod die Arbeit auf nahm und seitdem den Preis verleiht. Die Erträge, die die Stiftung mit dem Vermögen Nobels erzielt, werden bis heute als Preisgeld an die Preisträger ausgeschüttet. Seit 2012 ist der Preis mit etwa 861.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet immer an Alfred Nobels Todestag statt, dem 10. Dezember.