Friedensverhandlungen Streit um belagerte Gebiete belastet Syrien-Konferenz

Auf die Rebellengebiete um Damaskus fallen weiter Fassbomben. Die Opposition will erst über einen Frieden verhandeln, wenn die Belagerung dieser Orte durch die Regierungstruppen beendet wird.

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Staffan de Mistura Quelle: dpa

Die Friedensverhandlungen für Syrien kommen nicht in die Gänge. Die Opposition verweigerte weiter die Teilnahme, solange die Regierung nicht das Bombardement von Rebellengebieten beende. Bei einem Treffen mit dem UN-Sondergesandten Staffan de Mistura unterstrich sie ihre Forderungen. Eine Sprecherin von De Mistura sagte, dass indirekte Gespräche zwischen den beiden Konfliktparteien nicht vor Dienstag zu erwarten seien.

Doch auch das werteten Beobachter angesichts der festgefahrenen Positionen als optimistisch. Farah Atassi vom wichtigsten Oppositionsbündnis, dem Hohen Verhandlungskomitee, sagte am Montag, erst müsse das Leid der Menschen in den von der Regierung belagerten Gebieten beendet werden, wie das bereits in einer Resolution des UN-Sicherheitsrats beschlossen worden sei. Die Opposition unterbreitete dem UN-Vermittler einen Fahrplan zur Umsetzung dieser Forderungen.

De Mistura hatte zuvor ein für den Morgen geplantes Gespräch mit der Regierungsdelegation abgesagt, um erst einmal die Opposition zur Teilnahme an den eigentlich bereits am Freitag begonnenen Gesprächen zu bewegen.

Die Verhandlungen sollen dem seit fast fünf Jahren tobenden Bürgerkrieg ein Ende setzen und den Weg für einen politischen Neuanfang ebnen. In dem blutigen Konflikt wurden bisher mehr als 250 000 Menschen getötet.

Doch in Syrien tobte der Bürgerkrieg unvermindert weiter. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, dass syrische und russische Luftangriffe auf Rebellengebiete in den vergangenen Tagen sogar dramatisch zugenommen hätten.

Besonders betroffen waren demnach von Regierungstruppen belagerte Gebiete, deren Blockaden die Opposition in Genf beendet sehen will. Auf den Ort Moadamije außerhalb von Damaskus seien seit Freitag jeden Tag 60 Fassbomben abgeworfen worden, berichtete die Beobachtungsstelle.

Der dort lebende Oppositionelle Ahmad Moadamani sagte, dass allein bei einem fünfminütigen Bombardement am Sonntag rund 100 Menschen verletzt worden seien. Die meisten von ihnen hätten Erstickungsanfälle gehabt, was auf den Einsatz eines Gases hindeute, sagte Moadamani. Man könne es aber nicht mit Sicherheit wissen.

„Wie haben kein Vertrauen in die Verhandlungen“, sagte Moadamani mit Blick auf die Konferenz in Genf. Die humanitäre Lage in Moadamije sei „fürchterlich, in jedem Sinn des Wortes“. Mehr als 1500 Bewohner seien unterernährt.

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