Front National Parteitag Steve Bannon wirbt für weltweite Ultrarechts-Bewegung

Steve Bannon sagte den Mitgliedern der rechtsextremen Front National, sie sollen die Bezeichnung „Rassist“ als Ehrenabzeichen tragen.

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Lille Steve Bannon, früherer Berater von US-Präsident Donald Trump, hat Anhängern der rechtsextremen französischen Front National (FN) unter Jubel künftige Wahlsiege vorhergesagt. „Sie sind Teil einer weltweiten Bewegung“, sagte der ultrarechte Bannon am Samstag vor Hunderten FN-Anhängern im nordfranzösischen Lille. „Die Geschichte ist auf unserer Seite und wird uns von Sieg zu Sieg führen.“

Das bewiesen auch die Wahlerfolge von Rechtspopulisten in Italien, Polen und Ungarn, betonte Trumps früherer Chefstratege. An die Mitglieder der Partei gerichtet, sagte Bannon: „Lasst euch Rassisten nennen, lasst euch Xenophoben nennen, lasst euch Nativisten nennen. Tragt es als ein Ehrenabzeichen. Denn jeden Tag werden wir stärker und sie werden schwächer.“ Er fügte hinzu: „Ihr seid Teil einer weltweiten Bewegung, die größer ist als Frankreich, größer als Italien, größer als Ungarn, größer als all das.“

Bannon war als Überraschungsgast zu einem zweitägigen Kongress der rechtsextremen Partei geladen worden. Parteichefin Marine Le Pen will die Mitglieder bei dem Treffen auf einen Erneuerungskurs der strauchelnden Front National einschwören. Die Vorsitzende der EU- und zuwanderungskritischen Partei steht nach Schlappen bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen im vergangenen Jahr unter Druck.

Den Neustart soll auch ein neuer Name der Partei markieren. „Front“ klinge zu militärisch, hatte Le Pen vor Kurzem gesagt. Diesen Plan unterstützt jedoch nur eine äußerst knappe Mehrheit der Mitglieder. Vor dem Treffen in Lille hatten nach Parteiangaben rund 30.000 Anhänger einen Fragebogen zu dem von ihnen gewünschten Kurs der Front National ausgefüllt. Die Ergebnisse wurden am Samstag vorgestellt. Nur 52 Prozent der Mitglieder wollen demnach einen neuen Namen für ihre Partei.

In anderen Fragen bekommt Le Pen deutlich mehr Rückendeckung. 98 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, die Zuwanderung nach Frankreich drastisch zu reduzieren. Rund 90 Prozent wollen - wie Le Pen - ein Referendum über einen möglichen Austritt Frankreichs aus der EU abhalten. Rund zwei Drittel wollen aus der Eurozone austreten und zu einer nationalen Währung zurückkehren.

Meinungsforschern zufolge wirkte jedoch gerade die FN-Forderung nach einem Ende des Euro eher abschreckend auf die Wähler. Bei den Präsidentenwahlen im vergangenen Jahr hatte Le Pen mit 34 zu 66 Prozent gegen den sozialliberalen Emmanuel Macron verloren. Obwohl Le Pen seitdem vermehrt in der Kritik stand, ist ihre geplante Wiederwahl zur Parteichefin am Sonntag in Lille eine reine Formsache. Einen Gegenkandidaten gibt es Medienberichten zufolge nicht.

Außerdem will sich die Partei am zweiten Tag des Kongresses endgültig von ihrem umstrittenen Ex-Vorsitzenden Jean-Marie Le Pen befreien. Der heute 89-Jährige war unter anderem wegen relativierender Äußerungen zum Holocaust aus der Partei ausgeschlossen worden. Er ist aber noch Ehrenvorsitzender. Am Sonntag soll bekanntgegeben werden, ob die Mitglieder für die Abschaffung dieses Postens gestimmt haben.

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