
Kabul Die radikal-islamischen Taliban haben eine Einladung der afghanischen Regierung zu Friedensgesprächen ausgeschlagen und den Beginn ihrer jährlichen Frühjahrsoffensive angekündigt. Das Angebot von Präsident Aschraf Ghani, Verhandlungen ohne Vorbedingungen zu führen, sei eine „Verschwörung”, erklärten die Taliban in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung: „Die Regierung will vor allem die öffentliche Meinung von der illegalen Besetzung des Landes durch ausländische Truppen ablenken.”
Nach eigener Darstellung wollen sich die Taliban bei ihrer Offensive darauf beschränken, in Afghanistan stationierte US-Truppen anzugreifen, und Zivilpersonen verschonen.
Im vergangenen Jahr sind Tausende zusätzliche US-Soldaten in Afghanistan stationiert worden, um die afghanische Armee besser auszubilden. Seit Beginn dieses Jahres sind bei zahlreichen Kämpfen in verschiedenen Regionen des Landes und bei Anschlägen in Kabul Hunderte Menschen verletzt und getötet worden. Ghani hatte im Februar bedingungslose Friedensgespräche angeboten.
Während der Frühjahrsoffensive nehmen die Angriffe der Islamisten in der Regel aufgrund des besseren Wetters zu. Nach Schätzungen des US-Verteidigungsministeriums sind nur noch 56 Prozent des Landes unter Kontrolle der Regierung. Eine Umfrage des BBC ergab, dass die Taliban in 70 Prozent des Landes aktiv sind. In abgelegenen Regionen beginnt bald die Registrierung für die Parlamentswahlen im Oktober.