Für Stahl und Alu Handelspartner kritisieren geplante Strafzölle in den USA

Die möglichen Strafzölle für Stahl und Alu stoßen bei wichtigen Handelspartnern der USA auf scharfe Kritik. Etwaige Gegenmaßnahmen dürften umgehend folgen.

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Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln forderte, die Bundesregierung müsse „klare Kante zeigen“, wenn die US-Pläne gegen WTO-Regelungen verstießen. Quelle: dpa

Berlin Bei den größten Handelspartnern der USA stoßen die Pläne aus Washington für Schutzzölle und Importquoten zur Unterstützung der amerikanischen Stahl und Aluminiumindustrie auf scharfe Kritik. Es müsse geprüft werden, ob das Vorhaben mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbar sei, forderte der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, in der „Welt am Sonntag“.

Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, äußerte in der Zeitung die Befürchtung, dass als Folge der US-Maßnahmen Stahllieferungen aus Fernost nach Europa umgelenkt werden könnten. Auch Südkorea will im Falle von Strafzöllen die WTO anrufen. China kündigte Gegenmaßnahmen an, ohne diese zu konkretisieren.

US-Handelsminister Wilbur Ross hat Präsident Donald Trump mehrere Möglichkeiten vorgelegt, Stahl- und Aluminiumhersteller vor ausländischen Einfuhren zu schützen. Eine Option sei, auf sämtliche Stahlimporte aus allen Ländern weltweit einen Zoll von mindestens 24 Prozent zu erheben und für Aluminiumprodukte 7,7 Prozent, hieß es in den Vorschlägen, die am Freitag bekannt wurden. Alternativ könne man auch Zölle auf Produkte nur aus bestimmten Ländern wie Russland, China und Venezuela erheben. Oder es würden für alle Länder Quoten beschlossen, die die Einfuhren deutlich drosseln würden. Als Reaktion darauf schossen die Börsenkurse von US-Stahlkonzernen in die Höhe: Die Aktien von AK Steel und U.S. Steel gewannen rund zehn Prozent.

Anders als einige Kongresspolitiker glaube er nicht, dass die Maßnahmen zur Verteuerung von Stahl- und Aluminiumprodukten führen würden, sagte Ross. Wohl aber würden mehr US-Jobs in den Branchen entstehen. Er betonte, Trump müsse den Empfehlungen nicht folgen, die auf einem Gesetzespassus basieren, nach dem der Präsident Einfuhrbeschränkungen erlassen kann, wenn dies der nationalen Sicherheit dient. Trump muss bis voraussichtlich April entscheiden, ob er Maßnahmen anordnet.

Hüther forderte, die Bundesregierung müsse „klare Kante zeigen“, wenn die US-Pläne gegen WTO-Regelungen verstießen. Verbandschef Kerkhoff sagte, zwar seien die Exporte deutscher Stahlhersteller gering. Aber die geplanten Strafzölle würden Stahllieferungen aus Fernost umlenken, denn der EU-Stahlmarkt sei der offenste der Welt. „Die Industrie wäre überfordert, wenn andere Länder ihre Märkte abschotten.“ Daher brachte auch er die WTO ins Spiel: „Gegen unfairen Handel zum Beispiel in Form von Dumping sollten ausschließlich WTO-konforme Handelsschutzinstrumente angewendet werden“, sagte er laut Vorabbericht. Strafzölle aus vermeintlich sicherheitspolitischen Gründen seien abzulehnen.

Das südkoreanische Handelsministerium erklärte, derzeit würden die US-Pläne mit Branchenvertretern beraten. Wenn Trump eine Entscheidung getroffen habe, werde sich Südkorea womöglich an die WTO wenden. Auch China teilte mit, es würden alle notwendigen Schritte eingeleitet, um die eigenen Interessen zu schützen.

Trump verfolgt getreu seiner „America First"-Doktrin eine Handelspolitik, die nach Auffassung von Kritikern auf eine protektionistische Abschottung hinausläuft. Internationale Handelsabkommen stellte er auf den Prüfstand oder kündigte sie sogar auf. Ende Januar ordnete er Schutzzölle auf Waschmaschinen und Solarmodule an. Anfang der Woche sorgte er auch bei der deutschen Wirtschaft für Unruhe mit dem Hinweis, „wechselseitige Steuern“ auf Güter aus Ländern verhängen zu wollen, die ihrerseits Zölle auf amerikanische Waren erheben.

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