Der Gewinn aus der Austragung von Großveranstaltungen ist meistens wenig greifbar, ein Auftrieb in Sachen Nationalstolz und eine Imageverbesserung etwa. Aber so etwas kann schnell verpuffen. Umgekehrt können Fehler und Mängel Vorurteile über ein Land nachhaltig verstärken - beispielsweise als schlecht verwaltet oder riskant für Investoren.
Die Kosten für Olympische Spiele und Fußballweltmeisterschaften sind in schwindelerregende Höhen geschossen. Und wenn viel Geld fließt, ist das auch ein Nährboden für Korruption und massive Beschwerden darüber, dass die Mittel woanders besser eingesetzt werden könnten - sprich: direkt für die eigene Bevölkerung.
Wurden für die Sommerspiele 2000 im australischen Sydney umgerechnet noch vergleichsweise schnöde 3,5 Milliarden Euro ausgegeben, blätterte Griechenland vier Jahre später für die Austragung in Athen nach Schätzungen 23,4 Milliarden Euro hin - und kam wegen chaotischer Organisation in die Schusslinie.
Russland ging nach eigenen Angaben 2007 davon aus, dass Sotschi 8,8 Milliarden Euro kosten würde. Jetzt sind die Ausgaben so massiv gestiegen, dass ein früherer stellvertretender Regierungschef, Boris Nemtsow, dafür Korruption verantwortlich macht. Verbündete Putins, so sagt er, hätten bis zu 30 Milliarden Euro gestohlen.
Die Commonwealth-Spiele 2010 in Indien bescherten dem Land nationalen Stolz sowie teilweise eine modernere Infrastruktur. Aber dieser Glanz kam erst nach einem mehr als wackeligen Start mit einer Serie von Bauverzögerungen. Und lag das ursprüngliche Budget bei umgerechnet 300 Millionen Euro, stiegen die Ausgaben auf geschätzte 11 Milliarden Euro an.
Vertreter des Internationalen Olympischen Komitees weisen darauf hin, dass die Kosten direkt für Einrichtungen zur Austragung der Spiele mit umgerechnet 1,5 bis 2,2 Milliarden Euro relativ bescheiden seien. Und diese Gelder können durch Sponsoren, den Verkauf von Eintrittskarten und TV-Übertragungsrechten wieder zurückfließen. Die zusätzlichen Ausgaben entstehen durch neue Straßen, Transportnetze und andere Einrichtungen.
Befürworter sagen, dass es sich zumeist um Verbesserungen der Infrastruktur handele, die das Land ohnehin benötige. Aber Kritiker widersprechen. So haben die geplanten hohen Ausgaben in Brasilien viele in ihrem Vorwurf bestärkt, dass Politiker Geld für Statussymbole verschwendeten und die Dienstleistungen für die Bevölkerung vernachlässigten. Die Einwohner von ärmlichen Vierteln in Rio sagen, dass Tausende aus ihren Unterkünften ausgewiesen worden seien, um Platz für Sporteinrichtungen zu machen.
„Das sind Gelder, die für Bildung, Gesundheit, öffentliche Sicherheit, Verkehrsmittel und Wohnungen ausgegeben werden sollten“, sagt die 35-jährige Ana Maria Lopes in Sao Paulo. „Wir zahlen hohe Steuern, und für was? Für die Fußballweltmeisterschaft, damit wir hübsch in den Augen der Welt aussehen?“