Geldflut der Bank of Japan Das Desaster von Japans Zinsplanwirtschaft

Die japanische Notenbank verschärft die finanzielle Repression – und treibt das Land immer tiefer in die Staatswirtschaft. Dieser Weg führt in die Wohlstandsvernichtung.

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Die Bank of Japan hat eine neue Phase ihrer Billiggeld-Politik eingeleitet. Quelle: REUTERS

Gespannt haben die Börsianer heute nach Tokio geschaut, wo die Zentralbanker über die Geldpolitik beraten haben. Denn die Bank of Japan (BoJ) unter ihrem Chef Haruhiko Kuroda hatte im Vorfeld angekündigt, ihr geldpolitisches Konzept einer Generalrevision zu unterwerfen. Der Grund: Anders als angestrebt ist es der Zentralbank bisher trotz ihrer Geldschwemme nicht gelungen, die Inflation auf die angestrebte Marke von zwei Prozent zu hieven.

Beobachter hatten daher damit gerechnet, dass die BoJ ihre Anleihekäufe ausweitet oder den Leitzins weiter in den negativen Bereich drückt. Doch die BoJ enttäuschte diese Erwartungen – und ging doch darüber hinaus.
So bleibt der Zins für die Einlagen der Geschäftsbanken bei der Zentralbank zwar unverändert bei minus 0,1 Prozent. Auch kaufen die Währungshüter weiter wie bisher Wertpapiere für etwa 80 Billionen Yen pro Jahr.

Doch darüber hinaus hat die BoJ angekündigt, sie werde die Wirtschaft so lange mit Geld fluten, bis die Inflation den Zielwert von zwei Prozent übersteigt und „nachhaltig über diesem Ziel verharrt“. Zudem gestalten die Notenbanker ihre Anleihekäufe ab jetzt so, dass sie die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent fixieren. Auf diese Weise kontrolliert die Zentralbank nicht nur die kurz- sondern auch die langfristigen Zinsen.

Die BoJ betreibt finanzielle Repression in Reinkultur. Die Ankündigung, die Inflation nachhaltig über zwei Prozent zu treiben (ohne dabei eine Obergrenze zu nennen), soll die Inflationserwartungen der Bürger und Unternehmen ankurbeln. Die Logik: Rechnen die Menschen damit, dass die Inflation über die bisher angestrebte Marke von zwei Prozent steigt, vereinbaren sie höhere Löhne und Preise und treiben so die Teuerung in die Höhe. Damit die Zinsen trotzdem niedrig bleiben, fixiert die BoJ die Rendite von Staatsanleihen via Anleihekäufe bei null Prozent. So stellt sie sicher, dass die Realzinsen dauerhaft negativ bleiben.

Ziel ist es, den völlig überschuldeten Staatshaushalt durch negative Realzinsen zu entschulden und den drohenden Staatsbankrott abzuwenden. Dass bei dieser Politik die Ersparnisse der Bürger auf der Strecke bleiben, scheint die BoJ ebenso wenig zu interessieren wie die Erosion der marktwirtschaftlichen Ordnung, die mit ihrer Politik verbunden ist. Denn die staatliche Kontrolle über die Renditen beraubt den Zins seiner Funktion als wichtigstes Koordinationsinstrument der Wirtschaft.

Anstelle von durch Ersparnisse gedeckten und damit nachhaltigen Investitionen drohen Fehllenkungen von Kapital in großem Stil. Die Flucht vor negativen Realzinsen dürfte die Anleger in immer risikoreichere Anlagen locken, neue Spekulationsblasen drohen.

Vielen Beobachtern gilt die Bank von Japan gemeinhin als Pionier unter den Notenbanken, wenn es darum geht, „unkonventionelle“ geldpolitische Instrumente und Strategien auszuprobieren. Man kann nur hoffen, dass sich das wirtschaftliche Desaster, in das sie das Land mit ihrer Re-Inflationierungs- und Zinskontrollpolitik führt, möglichst rasch einstellt – so rasch, dass es andere Notenbanken abschreckt, der BoJ auf dem Weg in die Wohlstandsvernichtung zu folgen.

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