Gipfeltreffen Süd- und Nordkorea wollen Atomwaffen abschaffen

Kim Jong-un und Moon Jae-in Quelle: dpa

Kim Jong-un und Moon Jae-in wollen den offiziell noch geltenden Kriegszustand bis Ende 2018 beenden und planen die nukleare Abrüstung. Ziel sei ein dauerhafter und stabiler Frieden.

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Die beiden koreanischen Staaten wollen die geteilte Halbinsel schrittweise von Atomwaffen befreien und den seit fast sieben Jahrzehnten andauernden Kriegszustand beenden. Gemeinsam mit den USA und China werde noch in diesem Jahr der nach dem Korea-Krieg von 1950 bis 1953 geschlossene Waffenstillstand in einen Friedensvertrag überführt, hieß es am Freitag zum Abschluss des ersten Korea-Gipfels seit über zehn Jahren. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il umarmte den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In und sagte: "Nord- und Südkorea sind Brüder, die nicht getrennt voneinander leben sollten." Moon ergänzte: "Es gibt kein Zurück mehr." US-Präsident Donald Trump twitterte: "Der Korea-Krieg endet". Nach einem "wilden Jahr" mit Atom- und Raketentests passierten gute Dinge. Die Übereinkunft auf dem von viel Symbolik geprägten Treffen wurde international begrüßt.

"Die beiden Führer erklären vor dem 80-Millionen-Volk und der ganzen Welt, dass es nie wieder Krieg auf der koreanischen Halbinsel gibt und das Zeitalter des Friedens begonnen hat", hieß es in der Erklärung. Die beiden Staaten wollen ihre Armeen verkleinern, feindliche Handlungen unterlassen und ihre schwer befestigte Grenze zu einer "Friedenszone" umbauen. Eine "Nicht-Angriffsvereinbarung" sorge dafür, dass alle feindlichen Aktivitäten "zu Land, zu Wasser und in der Luft" eingestellt würden. Im Herbst will Moon Kim die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang besuchen. Bereits im Mai soll ein Treffen der Militärführungen stattfinden. Auf ziviler Ebene werden wieder Familienzusammenführungen geplant. An Sportereignissen wie den Asien-Spielen 2018 wollen die Mannschaften gemeinsam teilnehmen.

Der innerkoreanische Gipfel geht einem geplanten Treffen von Kim mit Trump voraus, das Ende Mai oder im Juni stattfinden soll. Die USA waren bereits im Korea-Krieg mit dem Süden verbündet und haben dort knapp 30.000 Soldaten stationiert. Trump will Nordkorea zur Aufgabe seines Atomprogramms bewegen.

Erst zum dritten Mal überhaupt treffen Staatschefs von Süd- und Nordkorea aufeinander. Kim verspricht ehrliche Gespräche, während Moon auf die hohen, auch internationalen Erwartungen an den Gipfel hinweist.

Kim hatte erst am vergangenen Wochenende angekündigt, die Atom- und Raketentests auszusetzen und die Atomtestanlage im nördlichen Landesteil zu schließen. Er begründete dies damit, sein Land habe das Ziel erreicht, Atomwaffen zu entwickeln. Er wolle nun im Dialog mit der internationalen Gemeinschaft Frieden und Wirtschaftswachstum erreichen. Experten äußerten Zweifel, ob dies Kims wahre - oder einzige - Absicht ist. Die Atomtestanlage gilt als marode und das Land als wirtschaftlich ausgelaugt.

Gipfel voller Symbolik

Das Gipfeltreffen in Panmunjom in der entmilitarisierten Zone stand im Zeichen der Versöhnung und war voller symbolischer Gesten - ein klarer Kontrast zur kriegerischen Rhetorik noch vor einigen Monaten, als die Atom- und Raketentests Sorgen vor einer militärischen Eskalation auch mit den USA schürten. Nach Angaben von Delegationsteilnehmern entschuldigte sich Kim scherzend für die Tests. Er habe gehört, dass er damit Moon wiederholt aus dem Schlaf gerissen habe. Dies werde aber nicht mehr vorkommen.

Kim und Moon zeigten sich entspannt, scherzten, lächelten und hielten sich wiederholt an den Händen. Am Morgen hatte Kim als erster nordkoreanischer Staatschef überhaupt südkoreanischen Boden betreten. Er griff Moons Hand und führte in spontan auch auf nordkoreanisches Gebiet - ein Schritt, den das minutiös ausgearbeitete Protokoll nicht vorgesehen hatte. Jetzt beginnt eine neue Ära", schrieb Kim in einem Gästebucheintrag: "Ein Zeitalter des Friedens". Später pflanzten die beiden eine Kiefer und enthüllten einen Gedenkstein mit der Aufschrift: "Frieden und Wohlstand pflanzen." Beide führten mehrere Gespräche unter vier Augen, davon eines im Freien, wie TV-Sender live zeigten.

Das chinesische Außenministerium erklärte, es habe die Hoffnung, dass beide Seiten einen politischen Prozess zur Lösung der Probleme auf der Halbinsel vorantreiben könnten. China sei bereit, bei diesem Punkt weiter eine proaktive Rolle zu spielen. China gilt als engster nordkoreanischer Verbündeter.

Auch die Bundesregierung äußert sich erfreut. "Grundsätzlich sind wir froh darüber, dass Nordkorea endlich die ausgestreckte Hand Südkoreas angenommen hat", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Man hoffe, dass Nordkorea nun mit der gleichen Ernsthaftigkeit wie Südkorea in den Dialog eintrete.

Das russische Präsidialamt sprach von einer "sehr positiven Entwicklung". Russland werde alle weiteren Schritte begrüßen, um die Spannungen zu verringern, wie ein Treffen von Trump und Kim. Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte, er erwarte von Nordkorea konkrete Schritte. Auch Abe erwägt ein baldiges Treffen mit Kim.

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