Gleichberechtigung Transparenzoffensive der EU: Größere Unternehmen sollen Gehälter stärker offenlegen

Die Bemühungen um faire Bezahlung von Frauen und Männern in Europa gehen im Schneckentempo voran. Nun will die EU-Kommission mit ehrgeizigen Plänen gegensteuern.

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Für gleiche Löhne brauche es Transparenz, findet die EU-Kommissionspräsidentin. Quelle: Xinhua / eyevine / laif

Die EU-Kommission will die Lohnkluft zwischen Frauen und Männern mit einer Transparenzoffensive überwinden. Arbeitgeber sollten gezwungen sein, die Gehälter ihres Personals weitaus stärker offenzulegen als bisher, wie aus den Brüsseler Plänen hervorgeht. Die Lohnlücke bei der gleichen Beschäftigung ist im Staatenbund zwar auf inzwischen 14 Prozent gesunken, doch waren die Fortschritte über die Jahrzehnte eher schleppend.

Bei den Rentenansprüchen beträgt das Gefälle zwischen den Geschlechtern sogar noch immer 30 Prozent, dieser Wert spiegelt die Arbeitsverhältnisse der vergangenen 30 bis 40 Jahre wider.

Erst im vergangenen Jahr rechnete der Europäische Gewerkschaftsbund unter Berufung auf Daten von Eurostat vor, dass Frauen beim aktuellen Reformtempo weitere 84 Jahre auf Lohnfairness warten müssten.

Dabei hat sich die EU schon in den Römischen Verträgen von 1957 zur Gründung der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zu einem gerechten Entgelt für Frauen und Männer für gleichwertige Arbeit bekannt. „Für gleiche Bezahlung braucht man Transparenz“, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag. „Frauen müssen wissen, ob ihre Arbeitgeber sie fair behandeln.“

Geheimhaltung verhindert Gleichbehandlung

Bei Löhnen gilt in Europa bereits seit langem das Prinzip der Geheimhaltung, was aus Sicht von Kritikern der Ungleichheit Vorschub geleistet und Vorkämpferinnen für faire Bezahlung Steine in den Weg gelegt hat. An diesem Punkt will die EU-Kommission ansetzen.

Nach ihren Vorschlägen sollen Arbeitgeber in Jobannoncen und vor dem Vorstellungsgespräch Angaben zum anfänglichen Lohnniveau machen. Bei der Prüfung von Kandidatinnen und Kandidaten darf der künftige Chef dann nicht erfragen, wie viel sie vorher verdient hätten.

Um mehr Druck zu machen, sollen große Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten Informationen über etwaige Lohnlücken in ihrem Haus offenlegen müssen. Bleiben Frauen unterbezahlt, sollen sie Lohn nachfordern können. In diesem Fall sollen Firmen unter Zugzwang stehen, eine faire Bezahlung zu belegen, nicht auf Lohngleichheit pochende Mitarbeiterinnen.

Die Vorschläge gehen nun an das Europaparlament und die EU-Länder für weitere Debatten, ehe sie gebilligt werden können. Der Vorstoß der EU-Kommission kommt vor dem Internationalen Frauentag am Montag, dem 8. März. Überhaupt seien Frauen unverhältnismäßig von der Pandemie betroffen, da viele angesichts geschlossener Schulen und Kitas neben dem Arbeitsalltag zusätzliche Hausarbeit stemmen müssten, gab die EU zu bedenken.

Die Corona-Krise drohe Jahrzehnte der Errungenschaften von Frauen sowie Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt auszulöschen, warnte der Präsident des Europäischen Parlaments, David Sassoli.

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