Globalisierung Was chinesische Investoren in Deutschland wollen

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Industrie und Immobilien

Deutschland hat dabei in China einen sehr guten Ruf. Nicht nur im Bezug auf Industrieprodukte, auch die Immobilien sind für Chinesen attraktiv. Im Hunsrück bekommen sie die Wohnung schon für 90 000 Euro, andere Angebote auf chinesischen Seiten wie für ein Haus in Schlüchtern nahe Frankfurt (12 Millionen Euro) oder eine Villa im Hamburger Stadtteil Harvestehude (6,5 Millionen) sind nicht so verbraucherfreundlich. Sie versprechen dafür anderes, was der chinesische Markt nicht bieten kann: 730 Quadratmeter Wohnfläche darunter zehn Bäder, einen Swimmingpool und einen weitläufigen Garten.

Projektentwickler Andreas Scholz. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Immobilien in den Großstädten sind vor allem Trophäen. Ein Symbol für den Reichtum der Investoren, die damit zu Hause wie mit ihren Sportwagen und teuren Uhren angeben wollen. In China nennt man diese Käufer tuhao. Eine mögliche Übersetzung des Wortes wäre neureich. Ein wenig besser trifft es aber wohl die zweite Übersetzungsmöglichkeit: reich, aber dumm.

Viele Chinesen nutzen diese Möglichkeit auch, um im Ausland schneller eine Firma aufsetzen zu können oder in anderen Ländern einfacher an Visa zu kommen. „Dabei geht es vor allem um Flexibilität“, sagt ein junger Chinese, Mitte 20, der in Shanghai lebt, aber häufiger für Familiengeschäfte in die USA fliegt. Obwohl er sich mit der Geschäftswelt in den USA und internationalen Investments auskennt, hat er für die Beantragung der Greencard und die Auswahl der entsprechenden Investition in den USA auf eine Agentur zurückgegriffen, die sich darauf spezialisiert hat.

So benehmen Sie sich in China richtig

Er konnte zwar das Investitionsobjekt selbst wählen, bekam aber eine vorsortierte Auswahl durch die Agentur vorgelegt. „Es ging dabei ja nicht um die Rendite“, so der junge Chinese, der für die Greencard insgesamt eine halbe Million Dollar investieren und mehrere Zehntausend Euro an die Agentur bezahlen musste.

Der Zugang zu einem Schengen-Visum ist auch für die Waldbewohner im Oak Garden von entscheidender Bedeutung. „Als Händler sind sie darauf angewiesen, sich in Europa frei bewegen zu können“, sagt Projektleiter Andreas Scholz. Manche EU-Länder haben das bereits als Geschäftsmodell für sich entdeckt, in Griechenland oder Litauen sind nur sehr geringe Investitionen in Immobilien notwendig, um ein Schengen-Visum zu bekommen.

In Deutschland ist das eigentlich deutlich schwieriger, 300.000 Euro müssen investiert und eine Handvoll Arbeitsplätze geschaffen werden. Doch das sind nur Richtwerte. Im Hunsrück zeigt sich, dass letztlich etwas ganz anderes ausschlaggebend ist: das Wohlwollen der örtlichen Industrie- und Handelskammer. Denn die begutachtet die Businesspläne der ansiedlungswilligen Chinesen und gibt dem Ausländeramt dann eine Empfehlung, ob Aufenthaltsgenehmigungen erteilt werden sollen.

Wir investieren munter in aller Welt. Aber kommen die Investitionen zu uns, ist die Angst groß. Höchste Zeit, dass Deutschland ein Rendezvous mit der Globalisierung hat.
von Max Haerder, Christian Ramthun, Gregor Peter Schmitz

„Viele meiner Kollegen lassen sich davon abschrecken, dass die chinesischen Unternehmer deutlich flexibler denken als wir deutschen“, sagt Thomas Wild von der IHK Koblenz, zuständig für das ungewöhnliche Projekt im Wald. „Da ändert sich schon mal die Adresse oder der Geschäftszweck“, sagt er, „aber wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht.“ So kann der Oak Garden seinen Kunden ein Rundumpaket bieten: Wer hier eine Wohnung kauft, der muss sich von der Geschäftsanmeldung bis zur Einschulung der Kinder um keine Formalitäten mehr kümmern. Dann lässt es sich auch im deutschen Mittelgebirge gut leben.

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