Görlachs Gedanken

Der Sehnsuchtsort Jerusalem gehört allen

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Jerusalem als Hauptstadt Israels?

Dabei muss, nicht nur jedem Deutschen klar sein, dass Fantasien von sogenannten Endlösungen zu den schrecklichsten und grausamsten Taten geführt haben, zu denen der Mensch fähig ist. Und Gott, so viel Theologie darf hier erlaubt sein, lässt sich nicht zwingen. Dieser Vermerk ist gerade deshalb wichtig, weil wir uns im Westen nicht über islamische Gottesstaat-Tümeleien echauffieren dürfen, uns aber gleichzeitig das Gespür dafür fehlt, in unseren eigenen Reihen religiöse Fanatismus zu erkennen und entsprechend zu bezeichnen und zu delegitimieren.

Jerusalem als Hauptstadt Israels. Der Ruf nach einer neuen Intifada und der Hinweis, dass nun Gewalt von muslimischer Seite unausweichlich sei, gibt, leider, denen recht, die den Friedensprozess ohnehin schon abgeschrieben und der islamischen Welt abgesprochen hatten, ehrlich an einer Lösung und der Zweistaaten-Variante zu arbeiten – gemeint sind die arabischen Länder und die Türkei.

Ob der Prophet Muhammad (Muslime wünschen ihm, wann immer sein Name genannt wird, dass ihm Friede sei) wirklich vom Plateau auf dem Tempelberg in den Himmel geritten ist, lässt sich nicht belegen. Es steht aber unumrückbar fest, dass der jüdische Tempel an dieser Stelle gestanden hat.

Es hat Versuche von arabischer Seite gegeben zu behaupten, dass es dort niemals ein jüdisches Heiligtum gab. Dieser Tempel Salomons, wie er genannt wird, verweist auf den biblischen König, den wir im Abendland als den weisen verehren. Die bekannteste Erzählung, die sich um den heiligen König rankt, ist die von zwei Frauen, die angaben, die Mutter desselben Kindes zu sein.

Erst als Salomon drohte, das Kind in der Mitte zu teilen, um im Anschluss jeder Frau eine Hälfte des jungen Gebeins zu offerieren, offenbarte sich die wahre Mutterschaft.


Der Staat Israel muss lernen, dass der Sehnsuchtsort Jerusalem sowohl den Juden, den Christen und den Muslimen gehört und von ihnen bewohnt wird. König David betete beim Anblick der Stadt „Friede wohne in deinen Mauern, in deinen Häusern Geborgenheit“ (Psalm 122,7). Davon sind Jerusalem und Israel, und alle, die darin wohnen, weit entfernt. Mit Donald Trumps Federstrich ist für die Zukunft Jerusalems nichts entschieden.

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