Görlachs Gedanken

Warum Donald Trump ein mieser Geschäftsmann ist

Donald Trump ist keineswegs ein erfolgreicher Unternehmer. Die Liste der Klagen gegen ihn ist lang. Warum er nicht nur ein mieser Geschäftsmann, sondern auch ein unmenschlicher Politiker ist.

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Diese Firmen fuhr Donald Trump gegen die Wand
CasinosNeben zahlreichen Gebäudekomplexen, besaß Trump einst auch Casinos. Unter dem Label „Trump Entertainment Resorts“ liefen drei Spielhäuser auf seinen Namen: Trump Taj Mahal, Trump Plaza und Trump Marina. 2014 meldete Trump Entertainments allerdings zum wiederholten Male Insolvenz an. Seiner Meinung nach ein gekonnter Schachzug: „Wir nutzen die Gesetze. Wir eröffnen ein Verfahren, wir verhandeln mit den Banken, wir machen einen fantastischen Deal“, sagte er 2011 in der ABC-Talkshow „This Week“. Die Investmentfirma des bekannten Großinvestors Carl Icahn kaufte "Trump Entertainment" im vergangenen Monat mitten im Wahlkampf und im laufendem Insolvenzplan auf. Er habe mit Casinos nichts zu tun, da stünde nur sein Name drauf, sagt der Milliardär Trump heute. Quelle: PR
HypothekenAuf die Idee von „Trump Mortgage“, zu deutsch Hypothek, kam der Geschäftsmann im Jahr 2006 - genau ein Jahr bevor die Immobilienblase in den USA platzte. Damals sagte er gegenüber dem Fernsehsender CNBC: „Ich denke, es ist eine großartige Zeit ein Hypotheken-Unternehmen aufzuziehen. Der Immobilienmarkt wird noch für eine lange Zeit sehr stark sein.“ Das scheint Trump allerdings vergessen zu haben. Er behauptete im Vorwahlkampf, er habe die Krise kommen sehen. Quelle: REUTERS
Fluglinie1989 kaufte Trump seine eigene Airline. Er baute die Fluggesellschaft zu einer Luxusvariante um und nannte sie „Trump Shuttle“. Die sollte Geschäftsleute zwischen New York, Boston und Washington hin- und herfliegen. Das Innere der Boeing 727 wurde nobel mit Ahorn-Täfelung und verchromten Sitzgurt-Schnallen ausgestattet, in den Toiletten wurden goldene Armaturen angebracht. Aber die Passagiere wollten lieber bessere Verbindungen. Als dann in Folge des Einmarsches irakischer Truppen in Kuwait der Ölpreis in die Höhe schnellte und der Nordosten der USA selber in eine Rezession schlitterte, war es vorbei. Trump Shuttle war überschuldet. Das Unternehmen wurde verkauft. Am Ende ging Trumps Flotte in US Airways auf. Quelle: AP
Brettspiel ums Geld1989 benannte Trump ein Brettspiel nach sich. Natürlich ging es im Stil von Monopoly darum, wer am Ende das meiste Geld hat. Kurz nach seiner Veröffentlichung wurde die Produktion des Spiels eingestellt. 2005 versuchte er es mit einer Neuauflage in Zusammenarbeit mit Parker Brothers. Aber auch diese Version war ein Flop. Quelle: AP
ReiseportalWenn man heute GoTrump.com eingibt, wird man automatisch auf die offizielle Wahlkampfseite von Donald Trump weitergeleitet. Wo jetzt zu Spenden aufgerufen wird, befand sich vor zehn Jahren noch eine Reisesuchmaschine. Ein Jahr später war die Seite offline. Quelle: Screenshot GoTrump.com
ZeitschriftHier ist Trump bei einem Cover-Shooting für das TIME-Magazin zu sehen, es gab allerdings auch Zeiten als Trump sein ganz eigenes Magazin herausbrachte. Das beschrieb er bei der Veröffentlichung 2007 folgendermaßen: „Trump Magazine wird die Leidenschaften seiner wohlhabenden Leserschaft reflektieren.“ Nur anderthalb Jahre später wurde das Magazin für „VIPS und sehr einflussreiche Menschen“ eingestellt. Quelle: REUTERS
Edel-SteaksEin Steak mit dem Namen Trump gebrandmarkt: Eigens für den Verkauf über die Händlermarke "Sharper Image" konnte man ab 2007 ganze 16 Steaks für bis zu 999 Dollar erwerben. Mittlerweile werden die Steaks nicht mehr frei für jedermann verkauft, dafür aber in jedem Gebäude serviert, das zum Trump-Imperium gehört. Für den Milliardär sind es "die besten Steaks der Welt.“ Quelle: AP

Mit Vergleichen ist es so eine Sache. Äpfel mit Birnen. Sie hinken. Die deutsche Sprache geht ausgiebig der Frage nach, wann und unter welchen Gesichtspunkten ein Vergleich statthaft ist. Donald Trump, der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, vergleicht Politik gerne mit "Business", dem Geschäftsleben, in dem er, wie er stets behauptet, große und größte Erfolge erzielt habe – etwa durch geschickte Bluffs.

Bevor wir der Frage nachgehen, ob der Vergleich der Regeln, denen Politik und Geschäftsleben unterliegen, statthaft ist, muss der Hinweis erfolgen, dass Donald Trump keineswegs der erfolgreiche Unternehmer ist, der er vorgibt zu sein: zahllose Pleiten, unzählige unbezahlte Rechnungen von Dienstleistern und illegal Beschäftigte. Die Liste der Klagen gegen ihn ist lang.

Nun hat der US-Präsidentschaftskandidat mehrfach über den Einsatz von Atomwaffen, auch in Europa, gesprochen. Dabei hat er höchste Militärs ebenso verschreckt wie Sicherheitsberater und hochrangige Vertreter seiner Partei, die nun beginnen, seine Kontrahentin Hillary Clinton zu unterstützen. Donald Trump spricht erratisch über Atomwaffen, er habe sich bereits mehrfach danach erkundigt, wie das Prozedere zu deren Einsatz sei, wurde jüngst bekannt.

50 prominente Republikaner haben mit scharfen Worten vor einer Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten gewarnt - dem Kandidaten ihrer eigenen Partei.

Seine Strategie, so sagt er, sei es, Verwirrung zu stiften, wie er mit dem Atomwaffenarsenal seines Landes umgehen würde, sollte er Präsident werden. Ein Bluff also wieder? 925 Sprengköpfe hat der Commander-in-Chief jederzeit zu seiner Verfügung. Um die Waffen einzusetzen, muss der Präsident weder den Kongress konsultieren noch eine andere zweite Meinung einholen. Wenn der Präsident, der im Januar 2017 seine Hand auf die Bibel legen wird, auf die schon Abraham Lincoln und danach Barack Obama ihren Amtseid geschworen haben, Donald Trump heißen sollte, dann ist kein Ort der Welt mehr sicher vor seiner Obsession, die er für Atomwaffen zu haben scheint.

Die Wirtschaftsberater von Donald Trump

Und? Kann man das Dealen und Bluffen bei einem Business-Deal wirklich mit den Anforderungen und Gesetzmäßigkeiten der Politik, in diesem Fall der Weltpolitik, vergleichen? Nein, kann man nicht. Die Metrik des Kalten Krieges, viele Leserinnen und Leser werden sich erinnern, bestand in der perfiden Logik, dass die gegenseitige Abschreckung ein Drücken des Roten Knopfes verhindern würde. Dieses Patt der Mächte hat nichts mit einem Deal in der Geschäftswelt gemein. Geschäfte bedeuten Bewegung, Veränderung.

In der Logik des Kalten Krieges wurde hingegen zementiert, eine Eiszeit geschaffen. Diese Logik hat die in Blöcke geteilte Welt Jahrzehnte lang in Atem gehalten. Die Angst vor einem Atomschlag wurde plastisch und anschaulich gemacht in dem Film "The Day After" (1983). Nach dem dort inszenierten nuklearen Doppelschlag lag die Welt in Trümmern, in der letzten Einstellung des Filmes reicht ein Mann einem anderen ein Stück Obst, in der Gestik unserer tierischen Vorfahren. Der Film sagte klar: Atomwaffen bomben uns zurück in die Steinzeit. Und die Steinzeit gilt nicht als die Blütezeit geschäftigen Treibens.

Wie ein Spielsüchtiger im Casino

Donald Trump ist ein schlechter Geschäftsmann, denn in dieser Welt agiert man nicht, wenn man den Vergleich schon bemühen möchte, wie ein Spielsüchtiger in einem Casino: obsessiv, rücksichtslos und entfesselt. Zum einen ist die Kunst des Deals keine die auf Zerstörung aus ist, sondern auf Opportunität und von dem Willen getragen, seinen finanziellen Einsatz zu vermehren nicht zu zerstören. Natürlich wird bei einem Deal geblufft und natürlich geht es dort nicht nur rational zu.

Gilt das für politische Verhandlungen nicht auch, ist da nicht zumindest eine kleine Parallele, fragt der Teufel auf der Schulter? Der "Deal" mit dem Iran, der "Deal" mit der Türkei, wir sprechen schließlich nicht viel anders über Politik als Donald Trump. Deshalb sollten wir auch aufhören, diese politischen Verhandlungen beziehungsweise deren Ergebnisse als Deal zu bezeichnen. Denn selten wechselt bei diesen Angelegenheiten eine Sache den Besitzer oder werden einfach gestrickte Sachverhalte binär zur Disposition gestellt. Was mit Deal gemeint ist, trifft eher der Begriff Konsens: Man versucht eine Einigung zu erzielen. Ist eine solche erreicht, hat in der Regel keiner der beteiligten Akteure seine Agenda zu einhundert Prozent einbringen und umsetzen können.

Trump „jämmerlich unvorbereitet“ für Präsidentschaft
„Hillary Clinton will Amerikas Angela Merkel werden, und ihr wisst, was für eine Katastrophe diese massive Einwanderung für Deutschland und die Menschen Deutschlands ist“, sagte Trump Mitte August in einer außenpolitischen Rede in Youngstown (Ohio). „Die Kriminalität ist auf ein Niveau gestiegen, das niemand geglaubt hat, je zu sehen.“ Die USA hätten genug Probleme, ohne sich durch die ungezügelte Aufnahme syrischer Flüchtlinge weitere aufzubürden. Quelle: AP
„Jämmerlich unvorbereitet“, um die USA als Präsident führen zu können, ist Donald Trump nach Aussagen von US-Präsident Barack Obama. Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus forderte Obama die Republikaner am Dienstag auf, Trump nicht mehr zu unterstützen. Dabei gehe es um mehr als unterschiedliche Ansichten politischer Natur, sagte Obama. Trotz des wachsenden Unmuts gegenüber Trump hat bisher kein Republikaner ihm seine Unterstützung entzogen. Obama sagte, republikanische Politiker hätten wiederholt feststellen müssen, dass Äußerungen Trumps inakzeptabel seien. „Warum unterstützen Sie ihn dann noch?“, fragte Obama. Quelle: dpa
„Belgien ist eine wunderschöne Stadt und ein herrlicher Ort - großartige Gebäude“, sagte Donald Trump in einer Rede und zeigte, wie es um seine geographischen Kenntnissen bestellt ist. „Ich war mal dort, vor vielen, vielen Jahren. Vor ein paar Monaten habe ich dann ein Statement abgegeben, nach dem Motto, Belgien ist ein elendes Loch. Dafür wurde ich dann schwer kritisiert, man hat gesagt, was für eine böse Sache - und dann hatten sie in Belgien dieses massive Problem.“ Quelle: dpa
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Washington Post von künftigen Wahlkampfauftritten ausgeschlossen: Auf Facebook bezeichnete er das Blatt als "unehrlich und verlogen". Die Washington Post hatte erst kürzlich kritisch über den Milliardär berichtet. In den Augen von Trump sei die Berichterstattung "unglaublich fehlerhaft", deshalb habe er der Zeitung die Akkreditierung für seine Wahlkampfveranstaltungen entzogen.Der umstrittene republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump ist ein Quereinsteiger und hat noch nie ein politisches Amt bekleidet. Im Wahlkampf macht er immer wieder mit skurrilen Aussprüchen auf sich aufmerksam. Quelle: AP
Donald Trump Quelle: REUTERS
Donald Trump Quelle: dpa
Trumps Knaller nach dem Sieg in den Vorwahlen von Nevada: „Wir haben bei den Evangelikalen gewonnen. Wir haben bei den Jungen gewonnen, wir haben bei den Alten gewonnen. Wir haben bei den gut Gebildeten gewonnen, wir haben bei den schlecht Gebildeten gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten.“ Quelle: REUTERS

Business-Deals sind keine Frage von Leben und Tod. Politische Verhandlungen und der Konsens, der durch sie erreicht wird, schon. Sie stellen Weichen für das Leben und Überleben von Millionen Menschen.

Die internationale Gemeinschaft versucht in schweren und zähen Verhandlungen, ein globales Gleichgewicht der Mächte und Gewalten herzustellen, was ohnehin schwer ist. Dabei wird die Frage, ob es überhaupt gerecht ist, eine Waffe zu besitzen, die die gesamte belebte Welt ausradieren kann, ins Zentrum gestellt und nicht das Gegenteil: wie man am schnellsten an den roten Knopf kommt. Allein schon eine solche Rhetorik wirft die internationale Gemeinschaft um zwanzig Jahre zurück.

Mit seinem Wirtschaftsprogramm will Donald Trump im US-Wahlkampf wieder Punkte sammeln – und setzt dabei auch auf die zweifelhafte Kompetenz eines Hedgefondsmanagers wie John Paulson.
von Andreas Toller

Die USA befinden sich nicht im Krieg, Herr Trump. In Gedanken Atomwaffen über Europa oder in Syrien gegen islamistische Terroristen oder wem auch immer abzuwerfen, um den IS abzuschrecken: Was für ein Bluff soll das sein? Den Terroristen, die sich seit Jahren abmühen, an eine schmutzige Bombe zu kommen, wird es wie ein Geschenk des Himmels erscheinen, dass ein US-Präsident bereit ist, echte Atombomben über dem christlichen Abendland und den Stätten des Altertums abzuwerfen.

Die Frage von Herrn Trump: "Warum stellen wir sie dann her?" - gemeint sind Atomwaffen - entlarvt, dass er nicht in den Kategorien des Politischen denken kann. Hiroshima muss aber jeden amerikanischen Präsidenten verpflichten, genau das zu tun.

Alexander Görlach ist Affiliate der Harvard University. Quelle: Lars Mensel / The European
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