Grenzmauer nach Mexiko Trumps Mauer ist teuer und wohl wenig effizient

Donald Trumps Mauerbau ist sein Lieblingsthema. Experten sind sich einig: Die Pläne sind vergleichsweise sinnlos. Doch Trump kann von seinem Wahlversprechen kaum zurück.

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Donald Trump Quelle: AP

Donald Trump hat es genossen. „Build That Wall!“, hallte es durch die Hallen seiner Wahlkampfkundgebungen. „Bau diese Mauer“. Die Sprechchöre waren Musik in den Ohren des Baulöwen, er versprach seinen Anhängern zu handeln. So oft, so lautstark, so vollmundig, dass er jetzt nicht mehr zurück kann. Mag das Vorhaben auch noch so sinnlos sein, mag die Verschwendung von Steuergeldern noch so offenkundig, der gegenteilige Rat von Experten noch so klar formuliert sein: Donald Trump wird am Mittwoch mit einer Anweisung zur Finanzierung den ersten Schritt für den Bau einer Grenzmauer nach Mexiko machen.

Selbst sein Heimatschutzminister John Kelly, ein ehemaliger General der Streitkräfte, war bisher vorsichtig bei dem Thema. „Eine physische Barriere wird einzig aus sich heraus keine Abhilfe schaffen“, sagte er vor dem Heimatschutz-Ausschuss des Senats. Es werde einen gestaffelten Ansatz brauchen, um die Grenze wirksamer als bisher vor dem Einsickern von Drogen- und Waffenhändlerbanden zu schützen und illegale Einwanderer fernzuhalten.

Grenzschützer sind sich einig: Schutzwälle machen nur dort Sinn, wo viele Menschen leben. In Nordirlands Hauptstadt Belfast etwa haben die sogenannten Peace Walls gute Dienste beim Erhalt des Friedens zwischen Protestanten und Katholiken geleistet. Doch die Grenze zwischen Mexiko und den USA, insgesamt stolze 3200 Kilometer lang, verläuft zu großen Teilen durch dünn besiedeltes Gebiet, stellenweise durch fast menschenleere Gebirgsgegenden und durch unwirtliche Wüstenabschnitte. Trump hat seine eigene Sicht. „Es ist ziemlich leicht, das zu bauen.“

Donald Trump und seine „große, schöne Mauer“

„Aber über jede Mauer kann man drüber, unter jede Mauer kann man drunter“, sagt Thad Bingel, ein ehemaliger Grenzoffizier der „Washington Post“. In der polizeilichen Wissenschaft geht man davon aus, dass Mauern und Zäune lediglich die Zeit verlängern, die zur Überwindung der Grenze vonnöten ist. In menschenleeren Gebieten stehen also die Kosten nicht im Verhältnis zu den Versuchen Einzelner, in die USA zu kommen.

„Eine stärkere Grenzsicherung erhöht die Kosten eines illegalen Grenzübertritts, was dazu führt, dass die Menschen länger in den USA bleiben müssen, um die Reise profitabel zu machen“, sagt der Soziologe Douglas Massey von der Universität Princeton. Während Saisonarbeiter früher nur für die Ernte in die USA kamen und danach wieder nach Mexiko zurückkehrten, bleiben sie heute meist in den Vereinigten Staaten, weil sie befürchten müssen, es in der nächsten Saison nicht wieder in die USA zu schaffen.

Experten rechnen mit Kosten in Höhe eines zweistelligen Milliardenbetrags, wahrscheinlich mehr als 40 Milliarden Dollar. Bisher stehen bereits auf einem Drittel des Grenzverlaufs Barrieren. Diese haben 2,5 Milliarden gekostet. Sie wurden dort errichtet, wo es bautechnisch leichter ist. Außerdem sind es vorwiegend Zäune, keine massiven Mauern. Drittens: Sie stehen schon eine Weile, die Preise sind inzwischen höher. Im Vergleich dazu nimmt die Zahl der Grenzübertrittsversuche laut offiziellen Statistiken ständig ab.

Die Grenze führt durch Naturschutzgebiete, über Farmland in Privatbesitz und durch ein Indianerreservat. Nur der Kongress könnte den Ureinwohnern ihr Land wegnehmen, wenn diese nicht von sich aus zustimmen. Selbst wenn man diesen juristischen und politischen Husarenritt auf sich nehmen wollte: Es wird lange dauern und sehr, sehr teuer.

Dass auch nur ein Teil des Geldes aus Mexiko kommt, sagt Donald Trump seit Monaten öffentlich. Ob er es selbst glaubt, ist fraglich. Die Regierung in Mexiko ist vom Gegenteil überzeugt. „Natürlich wird Mexiko nicht für die Mauer zahlen“, sagt Präsident Enrique Peña Nieto. Den Termin für seine Mauerbau-Initiative setzte Trump just auf den Tag, an dem sich eine mexikanische Regierungsdelegation zu Gesprächen über die gemeinsame Zukunft in Washington aufhielt. „Ich liebe die Mexikaner. Ich liebe ihren Spirit“, sagte Trump einst.

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