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Griechenland Im Euro-Drama beginnt der nächste Akt

Ministerpräsident Papandreou hat sein politisches Kapital verbraucht – Finanzminister Venizelos und Oppositionsführer Samaras kämpfen um die Macht

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Der griechische Oppositionsführer Antonis Samaras (rechts) und Finanzminister Evangelos Venizelos wittern ihre Chance. Quelle: REUTERS

Da hat er seinen Kopf gerade noch einmal aus der Schlinge gezogen. Das politische Überleben aber sichert das nicht. Griechenlands Premierminister Giorgos Papandreou hat zwar die Vertrauensabstimmung im Parlament gewonnen. Mehr aber auch nicht.

Erst die Ankündigung eines Referendums über das von den Brüssel und dem Internationalen Währungsfonds auferlegte Sparpaket, dann der angedrohte Quasi-Hinauswurf aus der Euro-Zone durch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, dann der Aufstand in seiner eigenen Sozialistischen Partei und die erzwungene Rücknahme des Volksentscheids – Papandreous politisches Kapital ist verbraucht.

Venizelos' Ziel ist greifbar nah

Zwei potenzielle Nachfolger stehen schon bereit. Da ist zunächst Papandreous Finanzminister Evangelos Venizelos. Er ist nicht nur politisch ein Schwergewicht. „Jetzt ziehe ich in den richtigen Krieg“ hatte der ehemalige Kriegsminister gesagt, als er das Amt des Finanzministers übernahm. Worin sein erhoffter Sieg besteht, war schon länger klar.

Der Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone und das Loseisen immer weiterer Milliardenhilfen in Brüssel sollten nicht nur das Land retten, sondern auch ihn den Weg an die Regierungsspitze ebnen. Zumindest diesem Ziel ist nun nahe.

Doch Venizelos muss einen gefährlichen Gegner fürchten: Antonis Samaras, den Führer der konservativen Oppositionspartei Nea Dimokratia. Samaras hat sich bislang jeglicher konstruktiven Unterstützung der Spar- und Reformpolitik verweigert. Er führte ebenfalls seinen eigenen Krieg: Gegen Papandreou, mit dem er in den Siebzigerjahren beim Studienaufenthalt im den USA ein Zimmer teilte.

Samaras Kalkül ist offensichtlich

Doch so eng die Sprösslinge der politischen Klasse damals auch zusammenhingen, so erbittert ist jetzt ihre persönliche Feindschaft, die Samaras ganz offensichtlich über die Not seines Landes stellt. Dass der Oppositionsführer jetzt plötzlich eine wie auch immer geartete Übergangsregierung tolerieren will, freilich nur für wenige Wochen und auf alle Fälle ohne Papandreou, ist für Europa und das Land nicht unbedingt eine gute Nachricht.

Einen stabilen Rückhalt im Parlament hätte auch Venizelos nicht, würde er auf Papandreou folgen. Die Mehrheit der Sozialisten ist dünner denn je. Und das Kalkül von Samaras ist offensichtlich: Der Übergangsregierung billigt er nur die Erfüllung einer Aufgabe zu: Sie soll so lange im Amt bleiben und die Partner in Europa bei Laune zu halten, bis die nächste Tranche des Hilfskredits in Höhe von acht Milliarden Euro in Athen angekommen ist. Dann aber sollen Neuwahlen folgen.

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