"Größter Handelskrieg in der Wirtschaftsgeschichte“ Handelsstreit eskaliert: China kontert US-Strafzölle sofort

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US-Unternehmen sprechen sich gegen Strafzölle aus

An Trumps Vorgehen gibt es nicht nur von US-Unternehmen in China, sondern auch im Inland massive Kritik. Teile von Trumps eigener republikanischer Partei sehen in den Zöllen versteckte Steuern. Kritiker glauben, dass ein Teil von Trumps in der Unternehmerschaft gefeierter Steuerreform dadurch neutralisiert werden kann. In den von Vergeltung betroffenen US-Branchen herrscht Aufregung. Dies gilt insbesondere für die Bauern. China, Kanada und Mexiko verlangen etwa künftig erhöhte Zölle auf Schweinefleisch-Produkte, die EU hat Whiskey mit Vergeltungszöllen belegt.

Handelsjuristisch wird die Politik Trumps problematisch gesehen. Mehrere Länder und auch die Europäische Union haben bereits Klage bei der Welthandelsorganisation WTO eingereicht. Trump droht seinerseits mit einem Austritt aus der WTO oder gar mit deren Zerschlagung. Die USA blockieren die Neubesetzung von Stellen im Schiedsgericht der WTO. Sie argumentieren, bei der Besetzung der Richterstellen seien bisher nicht ausreichend US-Interessen gewürdigt worden.
Von chinesischen Strafzöllen auf Autoimporte sind auch weniger US-Hersteller als vielmehr deutsche Produzenten wie Mercedes und BMW betroffen, die China von ihren Werken in den USA beliefern. Daimler gab bereits eine Gewinnwarnung. Fast jeder fünfte BMW, der auf dem größten Automarkt der Welt in China verkauft wird, kommt aus den USA.

Freitagmorgen treten Sonderzölle der USA auf Importe aus China in Kraft. Peking kündigt an, „zurückzuschlagen“. Trump droht deshalb mit einem Zoll-Aufschlag. Die chinesische Zentralbank entwickelt bereits Notfallpläne.

Dax weiter abwärts gerichtet

Aus Sorge vor den Folgen eines globalen Handelskriegs für die Wirtschaft hielten sich Börsianer zurück. Dax und EuroStoxx50 notierten kaum verändert bei 12.467 und 3446 Punkten. Übergeordnet bleibt die Richtung im Dax weiter abwärts gerichtet, prognostizierte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets.
DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben hält die genauen Folgen des Handelskonflikts zwischen den USA und China für noch nicht abschätzbar. Dem SWR sagte er, die strukturellen Auswirkungen seien aber katastrophal. Durch die Zollpolitik des US-Präsidenten werde ein ganzes System von Regeln zerstört. Das sei so, als würde eine Mannschaft beim Fußball den Ball in die Hand nehmen und ihn einfach ins Tor tragen, weil man das beim Rugby auch so darf.
Der eskalierende Handelsstreit mit den USA sorgt bei deutschen Unternehmen je nach Firmengröße eher für Gelassenheit oder für Unruhe. Wie aus einer Umfrage der KfW-Gruppe hervorgeht, zeigen sich die kleinen und mittleren Unternehmen von der jüngsten Verschärfung bislang unbeeindruckt, während Großunternehmen die politischen Auseinandersetzungen mit den USA mit wachsender Sorge betrachteten. Für sie rücken strategische Entscheidungen etwa über den Produktionsstandort oder den Umbau von Wertschöpfungsketten immer näher, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Darin liegt die eigentliche Gefahr des Handelsstreits.

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