Paris Zehntausende Franzosen haben am Dienstag in Paris gegen die geplante Arbeitsmarktreform der Regierung protestiert. Begleitet von einem Großaufgebot der Polizei machten sie ihrem Ärger über die geplanten Änderungen Luft, die Arbeitgebern das Heuern und Feuern erleichtern sollen. Der Eiffelturm musste schließen, da sich die Mitarbeiter des größten Besuchermagneten des Landes den Demonstranten anschlossen. "Der Kampf ist noch lange nicht vorbei", sagte Philippe Martinez, Chef der für ihre harte Haltung bekannten Gewerkschaft CGT. Etwa 700 Busse brachten Demonstranten aus ganz Frankreich nach Paris.
Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen bei früheren Demos verbannte die Polizei vorsorglich 130 potenzielle Gewalttäter aus dem Innenstadtbereich, sagte Polizeipräfekt Michel Cadot. Die Polizei in Paris ist angesichts der Terrorgefahr während der Fußball-Europameisterschaft ohnehin in höchster Alarmbereitschaft.
Parallel streikten erneut auch Mitarbeiter der Staatsbahn SNCF. Allerdings gab es deutlich weniger Zugausfälle als bei einem Streik vor zwei Wochen. Zeitgleiche Proteste von Taxifahrern behinderten zudem den Verkehr im Westen der Stadt. Sie wehren sich gegen neue Konkurrenz durch unregulierte Wettbewerber.
Trotz der seit Wochen anhaltenden Proteste beharrt die sozialistische Regierung von Präsident Francois Hollande auf den Reformen zur Liberalisierung des Arbeitsmarktes. Sie sehen vor, betriebsbedingte Kündigungen zu erleichtern und so die Hürde für Neueinstellungen zu senken, um die hohe Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Zuletzt flauten die Proteste in den verschiedenen Branchen ab.
Die nach europäischen Standards berechnete Arbeitslosenquote ist mit zehn Prozent mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Fast jeder vierte junge Franzose hat keinen Job. Meinungsumfragen zufolge sind etwa 80 Prozent gegen die Arbeitsmarktreform. Eine Mehrheit findet aber auch die Proteste nicht in Ordnung.