„Gruß aus dem Corona-Knast“ Auswärtiges Amt lässt Deutsche im Stich

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175.000 Deutsche zurückgeholt

Die zahlreichen Verschärfungen von Ein- und Ausreisebestimmungen weltweit in vielen Ländern hätten „zu einer deutlichen Reduzierung oder Einstellung des Flugverkehrs geführt“, so das Auswärtige Amt. Die Bundesregierung wolle allen deutschen Touristen, die hierdurch im Ausland gestrandet sind, eine Rückkehr nach Deutschland ermöglichen. Hierfür hat der Bund bis zu 50 Millionen Euro bereitgestellt, die für Rückholungen aus Ländern bestimmt sind, in denen keine anderen Rückreisemöglichkeiten mehr bestehen. Stand Montagmittag (30. März) sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes mithilfe der Rückholaktion 175.000 deutsche Reisende aus dem Ausland zurückgeholt worden.

Aus Guatemala ausgeflogen

In Brasilien sind ebenfalls die Konsulate nicht besetzt. Lediglich in der Botschaft in Brasília verteilt jemand noch Notfallrufnummern der General- und Honorarkonsulate der jeweiligen Bundesstaaten. So soll gesichert werden, dass Deutsche noch Ansprechpartner finden. In Brasilien seien wie auch in den USA alle Auslandsvertretungen telefonisch und per E-Mail erreichbar und stünden in dringenden Fällen auch weiterhin für notwendige konsularische Dienstleistungen zur Verfügung, heißt es vom Auswärtigen Amt nach einer Anfrage der WirtschaftsWoche. Aus beiden Ländern bestünden aber noch kommerzielle Flugverbindungen nach Deutschland. Generell gibt es in Ländern, aus denen noch Flüge abgehen, keine Rückholaktionen.

In Brasilien findet der reguläre Konsulatsbetrieb zwar nicht mehr statt. Wer seinen Pass verloren hat, bekommt aber in Rio de Janeiro und Sao Paulo immerhin einen Reiseausweis für eine Ausreise. Deutsche, denen das Geld ausgeht, müssen sich dieses selbst besorgen (beispielsweise über transferwise). Denn ein Problem ist: Die Flüge aus Brasilien raus, die zu den Hubs gehen, von denen Lufthansa, KLM oder Latam noch nach Europa fliegen, sind sehr teuer geworden.

WirtschaftsWoche-Redakteur Bert Losse steht mit einer deutschen Reisegruppe unter Corona-Quarantäne in Peru. Das Rückholprogramm der Bundesregierung kommt dort bislang nicht an.
von Bert Losse

Die Folge: Die Flüge sind nur halbvoll – auch die nach Europa. Bisher hat es von Brasilien aus noch keine Rückholaktionen für Deutsche gegeben, im Gegensatz zum Beispiel am vergangenen Donnerstag aus Guatemala.

In die Elefand-Liste eintragen

Für alle rückreisewilligen Deutschen, ob in Brasilien oder anderswo, gilt der dringende Rat, sich in die sogenannte Elefand-Liste einzutragen. Das ist die elektronische Erfassung von Deutschen im Ausland. Ein Test zeigt, dass Gestrandete dann regelmäßig Infos aus der Botschaft über Ausreisemöglichkeiten und Flügen erhalten. Auch wer unsicher ist, was seinen Verbleib im Ausland betrifft, kann sich dort eintragen, um sich auf dem Laufenden zu halten.

Müller hofft unterdessen weiter auf eine Luftbrücke. In 3500 Meter Höhe geht ihm da nicht nur langsam die Lust aus, sondern auch die Luft. Das Auswärtige Amt macht nun Hoffnung: Statt Dienstag sollen Rückflüge aus Cusco nun „am Mittwoch oder Donnerstag“ gehen. Raus aus dem Hotel, rein ins Homeoffice – für Müller bleibt die Freiheit auch dann weiter eingeschränkt.

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