
Düsseldorf Der ehemalige katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont ist in Deutschland festgenommen worden. Das bestätigte die Polizei am Sonntag. Er soll sich auf der Rückreise von Belgien nach Finnland befunden haben.
Der Oberste Gerichtshof Spaniens hatte am Freitag Strafverfahren gegen Puigdemont, den designierten Regionalpräsidenten Turull und weitere elf Regionalpolitiker eröffnet. Gegen sieben ins Ausland ausgewichene Separatisten, darunter Puigdemont, wurden neue Haftbefehle erlassen. Gegen sie wird im Zuge des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums vom Oktober unter anderem wegen Rebellion ermittelt. Ihnen drohen bis zu 30 Jahre Haft.
Nach dem Gerichtsentscheid beantragten spanische Behörden mittels eines europäischen Haftbefehls die Festnahme Puidgemonts in Finnland. Dieser war am Donnerstag zu Gesprächen ins Parlament eingeladen und hielt am Freitag einen Vortrag an der Universität Helsinki. Puidgemont habe am Samstag ausreisen wollen, sagte der Abgeordnete Mikko Kärnä der Deutschen Presse-Agentur. Der 55-jährige Katalane lebt derzeit in Belgien, um einer Verhaftung zu entgehen.
In Barcelona hielt der katalonische Parlamentspräsident Roger Torrent trotz der Forderung Madrids nach einer Aussetzung an der Wahl zum Regionalpräsidenten fest. „Ich werde nicht ruhen, bis ich euch in Freiheit sehe“, sagte er an seine inhaftierten Kollegen gerichtet.
Im ersten Wahlgang hatte Turull aufgrund der inneren Spaltung der Unabhängigkeitsbefürworter die erforderliche absolute Mehrheit verfehlt. Der Oberste Gerichtshof Spaniens kam mit der Anordnung auf Untersuchungshaft für Turull einem zweiten Wahlgang zuvor. Der Politiker fehlte damit am Samstag im Parlament in Barcelona. Das Verfassungsgericht hatte zuvor entschieden, dass ein Kandidat im Parlament anwesend sein muss, um sich ins Amt wählen zu lassen.
Die Gerichtsbeschlüsse sorgten für Unmut unter Separatisten. Sie kritisierten den „Autoritarismus“ Spaniens und die Politisierung seines Justizsystems. Bei Protesten am Freitagabend in Barcelona und anderen Städten kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.