Handelsstreit EU-Handelsüberschuss mit USA wächst – doch es gibt Kritik an den Zahlen

Eurostat: EU-Handelsüberschuss mit den USA Quelle: dpa

Neuer Stoff für Trumps Handelsstreit: Die Ausfuhren der EU in die USA sind in den ersten vier Monaten des Jahres laut Eurostat um drei Prozent gewachsen. Doch es gibt Zweifel an den Zahlen.

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Der von US-Präsident Donald Trump ins Visier genommene Exportüberschuss der Europäischen Union steigt offiziellen zahlen zufolge weiter an. Wie das Statistikamts Eurostat am Freitag mitteilte, betrug der EU-Handelsüberschuss mit den USA von Januar bis April 45,4 Milliarden Euro. Das waren 6,6 Milliarden Euro oder 17 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (38,8 Milliarden Euro).

Die Ausfuhren der EU in die USA stiegen demnach in den ersten vier Monaten des Jahres um 3,0 Prozent, während die Einfuhren aus den USA um 3,1 Prozent zurückgingen. Beide Entwicklungen dürften Trump überhaupt nicht gefallen: Ihm widerstrebt, dass große Exportländer wie Deutschland viel mehr Güter in die USA exportieren, als sie von dort beziehen. Als Beispiel nennt Trump regelmäßig deutsche Autos auf amerikanischen Straßen. Mittlerweile haben die USA Strafzölle gegen die EU auf Stahl- und Aluminiumprodukte verhängt.

Die Zahlen von Eurostat sind jedoch umstritten. Wie das Münchner Ifo-Institut herausgefunden hat, widersprechen sich die europäischen und die amerikanischen Zahlen zur Außenhandelsbilanz: Beide weisen einen Überschuss für ihre jeweilige Heimatregion aus. Die Ifo-Forscher gehen davon aus, dass die Zahlen der USA stimmen. Dann läge der Überschuss auf Seiten der USA und nicht der EU.

Nach dem G7-Eklat keilt Trump per Twitter gegen die EU. Die zahle zu wenig für die Nato und lasse die USA wirtschaftlich ausbluten. Doch ein Blick auf die offiziellen Zahlen der USA zeigt ein ganz anderes Bild.
von Kristina Antonia Schäfer

Ohnehin teilen Ökonomen die Sichtweise Trumps nicht, dass nur ein ausgeglichener Handel „fair“ sei. Vielmehr laute eine alte Erkenntnis der Volkswirtschaftslehre, dass Handel in aller Regel von Vorteil ist, weil die beteiligten Länder ihre Produktion dann auf diejenigen Bereiche ausrichten können, die sie am besten beherrschen. Unabhängig davon wird moniert, dass Trump nur auf den Warenaustausch abstelle und dabei übersehe, dass die USA mit vielen Ländern einen Ausfuhrüberschuss im Dienstleistungsbereich haben. Dies ist unter anderem eine Folge der großen US-Internetunternehmen wie Amazon, Google oder Facebook.

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