
In Hongkong haben Demonstranten das neue Jahr mit einem Marsch gegen die Regierung eingeläutet. Am Neujahrsnachmittag zogen Tausende durch die chinesische Sonderverwaltungszone. Viele trugen Masken, andere britische und US-amerikanische Fahnen, wie auf Fotos zu sehen war. In der Nacht zu Mittwoch war es abermals zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen.
Seit mehr als einem halben Jahr fordern Regierungskritiker demokratische Reformen in Hongkong. Im Juni hatten sich die Proteste an einem Gesetzesentwurf entzündet, der eine Auslieferung von Verdächtigen an Festlandchina ermöglichen sollte. Die Vorlage wurde zwar kassiert, aber die Demonstrationen gehen weiter.
Regelmäßig kommt es zu Unruhen und Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Einsatzkräften. Die Hongkonger Regierung stutzte die Neujahrsfeiern in diesem Jahr stark wegen der Proteste, die auch dem Einzelhandel und Tourismus dort zusetzen.
Schauplatz der Konfrontation in der Nacht waren vor allem Arbeiter- und Industrieviertel im Gebiet Kowloon, wo Demonstranten eine Neujahrslichtershow verfolgten. Einsatzkräfte gingen mit Tränengas, Pfefferspray und Wasserwerfern gegen Protestierende vor.
Andere Demonstranten versammelten sich an der U-Bahn-Station Prince Edward, wo es vor vier Monaten zu folgenschweren Ausschreitungen gekommen war. Damals stürmten Einsatzkräfte in die Station, schlugen Demonstranten nieder und feuerten Tränengas auf sie ab, während diese keinen Fluchtweg hatten. Der Fall wird von der Protestbewegung als Beispiel für Polizeigewalt angeführt.
Chinas Präsident Xi Jinping hatte Hongkong am Dienstag in seiner Ansprache zum Jahreswechsel aufgefordert, zur Stabilität zurückzukehren. Ein friedliches und harmonisches Umfeld sei der Schlüssel für den Wohlstand in dem asiatischen Finanzzentrum. Wohlstand und Stabilität wünschten sich die Kameraden in Hongkong, und das sei auch die Erwartung der Menschen auf Festlandchina.
Die Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam bilanzierte mit Blick auf die Proteste, 2019 habe es „nie zuvor gesehene Herausforderungen“ gegeben. Sie versprach, 2020 soziale und wirtschaftliche Probleme zu bekämpfen. Sie werde „demütig zuhören“, um zu einem Ende der Proteste beizutragen.