Hunderttausende in Bangladesch Rohingya fliehen massenhaft aus Myanmar

Wegen der Gewalt gegen die muslimischen Rohingya steht Myanmar unter dem Verdacht einer systematischen Vertreibung. Die Uno spricht bereits von der größte Massenflucht seit Jahrzehnten in der Region.

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Eine Familie der muslimischen Minderheit der Rohingya durchquert am 28.09.2017 in Teknaf (Bangladesch) im Regen ein schlammiges Feld. Binnen eines Monats sind nach neuesten UN-Angaben mehr als eine halbe Million Menschen aus dem vorwiegend buddhistischen Myanmar in das muslimische Nachbarland Bangladesch geflohen. Quelle: dpa

Seit Beginn der Unruhen in Myanmar Ende August sind bereits mehr als 500.000 Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya ins benachbarte Bangladesch geflohen. „Das ist die größte Massenfluchtbewegung in der Region seit Jahrzehnten“, sagte der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq am Donnerstag. Rechne man die bereits früher Geflüchteten ein, lebten mittlerweile vermutlich deutlich mehr als 700.000 Rohingya in Bangladesch.

Die meisten von ihnen kamen in behelfsmäßigen Flüchtlingslagern im Grenzbezirk Cox's Bazar unter. Dorthin flüchteten sie, nachdem Ende August muslimische Aufständische eine Reihe von Polizeiposten attackiert hatten und das Militär mit harter Hand zurückgeschlagen hatte. Ganze Dörfer wurden niedergebrannt und auch Zivilisten getötet. Kritiker warfen der myanmarischen Regierung eine ethnische Säuberung vor. Die bestritt jedoch, dass sie für die Brandschatzungen verantwortlich war.

Haq sagte, Hilfsorganisationen würden mit der bangladeschischen Regierung zusammenarbeiten, um den Zugang zu den Flüchtlingslagern zu verbessern. Dieser wird unter anderem durch die schlechten Straßen erschwert. Auch die Lieferung von Hilfsgütern solle besser koordiniert werden.

Haq beklagte aber, dass trotz des gigantischen Ausmaßes dieser Flüchtlingskrise das nötige Geld fehle. Von den 77 Millionen Dollar, die die UN Anfang September gefordert hatten, seien bisher weniger als die Hälfte angekommen. Und weil laufend neue Flüchtlinge dazukämen, müssten die anfänglichen Schätzungen noch einmal angehoben werden, sagte Haq.

Auch der UN-Sicherheitsrat wollte sich am Donnerstag mit der Lage in Myanmar befassen. UN-Generalsekretär António Guterres, der ebenfalls von ethnischer Säuberung gesprochen hatte, rief in einem Brief die Mitglieder des Sicherheitsrates auf, aktiv zu werden, um die Gewalt gegen die Rohingya zu beenden. Diplomaten zufolge war es aber unwahrscheinlich, dass am Donnerstag eine Resolution zustande kommen würde.

Die Rohingya werden in Myanmar seit Jahrzehnten diskriminiert und verfolgt. Obwohl sie dort schon lange Zeit leben, wird ihnen unter anderem auch die Staatsbürgerschaft verweigert. Die Gewaltwelle hat auch dem Ruf von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geschadet, die seit 2016 als sogenannte Staatsrätin an der Spitze der Regierung Myanmars steht.

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