Hurrikan „Harvey“ USA lassen ausländische Hilfsangebote unbeantwortet

Mexiko hat den USA Hilfe angeboten, um die Folgen von Hurrikan „Harvey“ zu bewältigen. Doch Außenminister Tillerson nimmt dies lediglich lobend zur Kenntnis. Ein weiteres Angebot blieb bislang unkommentiert.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die überflutete US-Autobahn Interstate 69 und angrenzende Grundstücke in Humble, Texas: Der Sturm „Harvey“ hat enorme Schäden verursacht. Quelle: AP

Houston/Washington/Norfolk Für die von Sturm und Regen zerstörten Gebiete in Texas hat Nachbarland Mexiko umfangreiche Hilfe angeboten. Doch bislang hat die US-Regierung nicht angenommen.

US-Außenminister Rex Tillerson bezeichnete Mexikos Hilfsangebot zur Bewältigung der Folgen von Hurrikan „Harvey“ als sehr großzügig. Mexiko habe eine „breite Auswahl“ an Hilfe angeboten, sagte Tillerson am Mittwoch bei einem Treffen mit seinem mexikanischen Kollegen Luis Videgaray in Washington. Ob die USA die Unterstützung annehmen oder benötigen, ließ er offen. Doch Tillerson sagte, er wolle dem Nachbarland dennoch danken. „Es ist sehr großzügig von Mexiko, Hilfe anzubieten in dieser sehr, sehr herausfordernden Zeit“, sagte er.

Mexikanische Diplomaten verbreiteten das Hilfsangebot über soziale Medien und öffentliche Erklärungen und setzten damit einen Kontrapunkt zur kämpferischen Haltung von US-Präsident Donald Trump gegenüber dem südlichen Nachbarn.

Videgaray sagte, beide Länder seien Nachbarn und Freunde. „Das ist es, was Freunde tun“, sagte er. Wegen Trumps Plan zum Bau einer Mauer an der Grenze und Differenzen beim Freihandelsabkommen Nafta haben sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern seit dem Amtsantritt des Präsidenten verschlechtert.

Auch das selbst von einer politischen Krise geschüttelte Venezuela bot Hilfe für die Betroffenen von Sturm „Harvey“ an. Der venezolanische Erdöl-Konzern Citgo mit US-Sitz in Houston werde Heizprodukte im Wert von bis zu fünf Millionen Dollar für die Menschen bereitstellen, sagte der venezolanische Außenminister Jorge Arreaza am Mittwoch (Ortszeit). Wenn jemand in Houston seinen Tank bei einer Citgo-Station auffülle, unterstütze er damit den Wiederaufbau, so Arreaza.

Das Angebot vonseiten Venezuelas erfolgte nur kurz nachdem die USA erneut Sanktionen gegen das südamerikanische Land ausgesprochen hatten. Dem Erdölkonzern Citgo wurde mit diesen auch verboten, Dividenden zurück nach Venezuela zu senden.

Unterdessen stockte die US-Regierung eigene Hilfsmaßnahmen auf. Zur Bekämpfung der Hochwasserfolgen werden in den USA rund 10.000 weitere Nationalgardisten nach Texas entsandt. Gouverneur Greg Abbott sagte am Mittwoch, „das Schlimmste ist noch nicht vorbei“ im Südosten des Staats. Dort hielten die Überschwemmungen an, während sie im Raum Houston erstmals wieder zurückgingen.

Mit der Ankunft der zusätzlichen Nationalgardisten seien dann etwa 24.000 im Einsatz, sagte Abbott. Bereits am Wochenende hatte er alle verfügbaren Mitglieder der texanischen Nationalgarde aktiviert. Bislang habe sie mehr als 8500 Rettungseinsätze absolviert, erklärte er.

Um die Rettungsarbeiten in den heftig überfluteten Gebieten in Texas zu unterstützen, schickt die US-Marine zwei Schiffe vor die Küste des Bundesstaates. Sie sollten am Donnerstag von Norfolk in Virginia auslaufen, wie die Marine am Mittwochabend (Ortszeit) mitteilte. Beide Schiffe sind demnach dafür ausgestattet, medizinische und logistische Unterstützung zu liefern. Sie wurden mit Lebensmitteln beladen.

Texas braucht nach Abbotts Einschätzung für den Wiederaufbau womöglich mehr als 125 Milliarden Dollar von der US-Regierung. Angesichts der Größe des betroffenen Gebietes, unter anderem in der Metropole Houston, könnten 125 Milliarden nicht ausreichend sein, sagte Abbott am Mittwoch. Diese Summe war 2005 nach dem Hurrikan "Katrina" zur Verfügung gestellt worden, der damals unter anderem New Orleans zerstörte.

In Teilen von Texas herrscht der Ausnahmezustand, nachdem der Tropensturm „Harvey“ sintflutartige Regenfälle in die Gegend um die Millionenmetropole Houston gebracht hat, die für heftige Überschwemmungen sorgten. Rettungskräfte bargen in den vergangenen Tagen rund 8500 Menschen in Texas aus ihren Häusern; mehr als 30.000 suchten Zuflucht in Notunterkünften. Am Mittwoch zog der Sturm durch Louisiana, am Donnerstag sollte er Mississippi erreichen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%