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Ian Bremmer "Koalition der Willigen" soll die Welt retten

Der New Yorker Politologe und Präsident des renommierten Thinktanks Eurasia Group Ian Bremmer glaubt nicht, dass globale Initiativen die Probleme der Welt lösen können. Wer etwas ändern will, müsse klein anfangen, so Bremmer im Interview mit der WirtschaftsWoche.

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WirtschaftsWoche: Herr Bremmer, ob beim Klimaschutz oder beim Freihandel: Die Weltgemeinschaft kommt nicht voran, die drängendsten Probleme der Zeit anzugehen. Warum nicht?

Ian Bremmer: Es gibt kein Land, das die Führung übernimmt und die Diskussion an sich reißt. Die Hoffnungen, dass mit dem Antritt der neuen chinesischen Führung eine G2-Welt entsteht, also ein System, in dem China und die USA gemeinsam voranschreiten, sind illusorisch. Wir leben in einer G-Zero-Welt.

Wie können unter diesen Umständen die großen globalen Herausforderungen angegangen werden?

Wir können entweder so weiter machen wie bisher und in großen Runden versuchen, zu Lösungen zu kommen und den Karren gegen die Wand fahren – oder weniger global denken und versuchen, auf kleinerer Ebene Lösungen zu finden. So wie es beim Handel geschieht. Wir haben die Doha-Runde – ein Paket von Initiativen um den Welthandel zu stärken, das die Wirtschafts- und Handelsminister der WTO-Mitgliedstaaten 2001 auf ihrer Konferenz in Doha auf den Weg gebracht haben – praktisch aufgegeben. Gleichzeitig wurden in kleinerer Runde Abkommen geschlossen, die dennoch signifikant sind und eine enorme Bedeutung haben.

Wie sich die Welt verändert hat

An welche Abkommen denken Sie da?

Nehmen Sie die transpazifische Partnerschaft. Ein Freihandelsabkommen, das 2005 zwischen den Ländern Singapur, Chile, Neuseeland und Brunei verabschiedet wurde. Bis 2015 soll es zwischen den vier Staaten keine Zollabgaben mehr geben. Dieser Initiative von vier im globalen Kontext gesehen sehr kleinen Staaten  wollen inzwischen unter anderem auch die USA, Australien, Malaysia, Mexiko, Kanada beitreten. Sie führen konkrete Beitrittsverhandlungen. Perspektivisch sollen auch Japan und Südkorea hinzustoßen. Dann würde diese Gemeinschaft etwa 40 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts repräsentieren.

Aber China ist nicht dabei.

Noch nicht. Die transpazifische Partnerschaft hat eine globale Dynamik entwickelt und wird so bedeutsam werden, dass sich China perspektivisch darum bemühen muss, beizutreten. Hier wird von einer kleinen „Koalition der Willigen“ aus ein Druck erzeugt, der selbst Länder wie China bewegen wird. Das Land wird beitreten. Nicht morgen, nicht in den nächsten Monaten – aber in den kommenden Jahren.

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