Ifo-Prognose Defizit in US-Leistungsbilanz steigt trotz Trumps Zollpolitik

Donald Trump: Defizit in US-Leistungsbilanz steigt Quelle: dpa

Nach einer Prognose des Ifo-Instituts zeigen sich die USA schwach im Warenhandel. Insgesamt dürfte die Leistungsbilanz den Experten zufolge mit einem dreistelligen Milliardenbereich im Minus liegen.

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Das US-Defizit in der Leistungsbilanz wird nach einer Prognose des Ifo-Instituts in diesem Jahr trotz der von Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle steigen. Es wird voraussichtlich 464 Milliarden Dollar betragen und damit 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entsprechen, wie aus Berechnungen der Münchner Forscher auf Basis der jetzt erst weltweit verfügbaren Halbjahreszahlen hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlagen.

2017 waren es 449 Milliarden Dollar. In die Leistungsbilanz fließt der gesamte Waren- und Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland, aber auch Entwicklungshilfe und im Ausland erzielte Vermögen.

Grund für den Defizitanstieg ist der Handel mit Gütern wie Autos und Maschinen: In diesem Jahr werden die Vereinigten Staaten Waren im Wert von 857 Milliarden Dollar mehr importieren als exportieren, sagen die Ifo-Experten voraus. Genau daran stört sich Trump, der deshalb Strafzölle gegen China, aber auch gegen die EU und andere Länder erhoben hat. Er droht zudem mit weiteren Maßnahmen, etwa gegen die europäische Autoindustrie.

Anders als mit Waren erzielen die USA hohe Überschüsse mit Dienstleistungen – vor allem wegen der starken Finanz- und Softwarebranche. Diese dürften sich auf 259 Milliarden Dollar summieren. Ähnlich hoch fallen die Erträge aus Auslandsvermögen mit 252 Milliarden Dollar aus. Dahinter verbergen sich die Gewinne von US-Tochtergesellschaft, die sie beispielsweise in Europa erzielen und nach Hause transferieren.

„Auffällig ist, dass die USA hohe Erträge aus Investitionen in der EU beziehen, insbesondere aus den Niederlanden und aus Irland“, sagte Ifo-Experte Christian Grimme zu Reuters. Dort haben viele US-Unternehmen ihre Europa-Zentralen. Deshalb wies die US-Leistungsbilanz gegenüber der Europäischen Union im ersten Halbjahr einen Überschuss von sieben Milliarden Dollar aus. Auch im Gesamtjahr dürften die Vereinigten Staaten hier ein Plus erzielen. „Ich sehe nicht, warum sich der Trend im zweiten Halbjahr umkehren sollte.“

Ein besonders hohes Leistungsbilanzdefizit hätten die USA gegenüber China, ergänzte Grimme. Allein im ersten Halbjahr 2018 lag es bei 176 Milliarden Dollar. Auch gegenüber Mexiko (45 Milliarden Dollar) und Japan (40) fiel das Defizit in den ersten sechs Monaten sehr hoch aus.

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