Kann das Chaos eine neue Weltwirtschaftskrise auslösen?
Ich glaube, Chinas Bedeutung für die Weltwirtschaft wird überschätzt. Es ist keine Wachstumslokomotive für die Weltwirtchat, höchstens für die Schwellenländer. Für die USA etwa spielen Exporte nach China kaum eine Rolle.
Naja, die deutsche Industrie wird das anders sehen.
Stimmt… Deutschland ist da unter den westlichen Ländern eine Ausnahme und hat da ein größeres Problem.
Glauben Sie eigentlich den offiziellen chinesischen Zahlen, wonach die Wirtschaft dort immer noch um zwischen sechs und sieben Prozent in diesem Jahr wachsen wird.
So ein Quatsch. Die chinesische Wachstumsprognose ist nicht realistisch. Ich glaube davon nichts mehr. China wächst vielleicht um vier bis fünf Prozent in diesem Jahr. Mehr auf keinen Fall.
Das sind die wettbewerbsfähigsten Länder der Welt
Während Deutschland im Vorjahr noch auf Rang sechs lag, schafft es die Bundesrepublik in diesem Jahr nur noch auf den zehnten Platz. Der mitteleuropäische Staat steht 2015 vor vielen Herausforderungen. Dazu gehört der Druck, die Energiewende zu meistern, die digitale Transformation der Industrie voranzutreiben und private und öffentliche Investitionen zu fördern.
Bauen kann Deutschland auf seine hoch qualifizierten Arbeitskräfte und eine Politik der Stabilität und Vorhersehbarkeit.
Schweden fällt im Vergleich zu 2014 um vier Ränge von Platz fünf auf Platz neun. Das nordeuropäische Königreich kann besonders mit qualifizierten Arbeitskräften, den stabilen politischen Verhältnissen, einem wirksamen Rechtssystem und einem starken Fokus auf Forschung und Entwicklung glänzen. Auch das Bildungsniveau ist sehr hoch und die Infrastruktur sehr verlässlich.
Auch Dänemark konnte sich im Vergleich zum Vorjahr verbessern, von Platz neun geht es hoch auf Platz acht. Gut schneidet das nordeuropäische Königreich bei Managementpraktiken, Gesundheit und Umwelt sowie Arbeitsstandards ab. Auf dem ersten Rang landet Dänemark in der Kategorie der Regierungseffizienz gleich fünf Mal, denn es zeichnet sich nicht nur durch eine besonders große Rechtstaatlichkeit aus, sondern auch dadurch, dass Bestechung und Korruption kaum eine Chance haben.
Norwegen kann im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von drei Plätzen verzeichnen und landet damit auf dem siebten Platz. Die skandinavische Halbinsel kann vor allem mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufwarten, mit denen sie im internationalen Vergleich auf Platz eins landet. Weitere Faktoren, mit denen Norwegen punkten kann, sind im Bereich der Regierungseffizienz zu finden. Chancengleichheit, Transparenz sowie Rechtstaatlichkeit sind nur einige der besonders effektiven Maßnahmen der öffentlichen Hand.
Für Luxemburg ging es von Platz elf im Jahr 2014 hoch auf Platz sechs. Sehr gut schneidet das Großherzogtum im Bereich der politischen Stabilität, der wettbewerbsfähigen Besteuerung, des unternehmerfreundlichen Umfeldes und der qualifizierten Arbeitskräfte ab.
Kanada hat es in diesem Jahr auf Platz fünf geschafft. Im Vorjahr landete der nordamerikanische Staat noch auf Platz sieben des IMD World Competitiveness Ranking. Die gute Platzierung hat Kanada vor allem der Stabilität und Vorhersehbarkeit in der Politik, dem hohen Bildungsniveau, qualifizierten Arbeitskräften und einem wirksamen Rechtssystem zu verdanken. Ganz gut schneidet Kanada auch aufgrund einer unternehmerfreundlichen Umgebung und einer offenen und positiven Haltung ab.
Der vierte Platz geht in diesem Jahr an die Schweiz. Unternehmen aus aller Welt wissen vor allem die sehr gute Infrastruktur des kleinen Alpenstaates zu schätzen. Die hohe Bildung und der Umweltschutz landen gar im Vergleich zu 2014 nicht mehr nur auf Platz drei, sondern gleich auf der Eins. Auch die robuste Wirtschaft, Arbeitsstandards, geringe Entlassungs- sowie Kapitalkosten sind im internationalen Vergleich so gut wie unschlagbar.
Unter die ersten drei schafft es in diesem - wie auch schon im vergangenen Jahr - der Insel- und Stadtstaat Singapur. Besonders punkten konnte das asiatische Land bei Unternehmen in diesem Jahr mit seinem institutionellen Rahmen, der im weltweiten Vergleich auf Rang eins landet. Außerdem liegt Singapur bei der technologischen Infrastruktur sowie der Bildung ganz weit vorne.
Platz zwei geht an die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong. Im Vergleich zum Vorjahr hat die chinesische Metropole zwei Plätze gut gemacht. Unternehmen aus aller Welt schätzen Hongkong insbesondere aufgrund der betriebswirtschaftlichen Gesetzgebung, der Managementpraktiken, der unternehmerischen Einstellungen und Werte und der technologischen Infrastruktur. Ganz gut steht Hongkong auch bei internationalen Investitionen, der Fiskalpolitik und bei den Betriebsfinanzen da.
Die wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Das hat das IMD World Competitiveness Center in seiner aktuellen Vergleichsstudie bekannt gegeben.
Besonders attraktiv finden Firmen in den USA - laut Ranking - die dynamische Wirtschaft (66,2 Prozent), den guten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten (55,1 Prozent), den starken Fokus auf Forschung und Entwicklung (49,3 Prozent) sowie das unternehmensfreundliche Umfeld (43,4 Prozent).
Punkten können die USA zudem als attraktiver Forschungsstandort. Nachholbedarf gibt es im Bereich der Schulbildung.
Warum hat man das Gefühl, die gesamte Weltwirtschaft ist im Siechtum?
Wir haben eine Situation, die wir fast noch nie hatten: Die westlichen Länder leiden sowohl unter einem Angebots- wie einem Nachfrageproblem.
Welches ist schlimmer?
Ich glaube, auf längere Sicht ist das Angebots-Problem. Seit 2000 sinkt das weltweite Wachstum. Das liegt am Aufstieg der digitalen Technologie. Bis auf einige wenige Pioniere investiert kaum ein Unternehmen nennenswert in diesen Bereich. Hier in Davos müssen wir Wege finden, wie private Unternehmen in Technologie investieren. Die große Gefahr ist, dass alle vor der großen Tech-Revolution stehen und staunen, aber nicht investieren. Das wird eine große Herausforderung, wie man die dazu bringt, auch in dem Bereich Wetten auf die Zukunft einzugehen.
Warum geht das Problem niemand an?
Politik neigt zu sehr dazu, auf die Nachfrageseite zu schauen. Das verspricht schneller Erfolge, vor allem bei Wahlen. China scheint es immerhin in Ansätzen erkannt zu haben. Aber die meisten anderen Länder sind zu kurzfristig orientiert.
Sie sagen 2,5 bis 3 Prozent Wachstum für die Weltwirtschaft in 2016 voraus. Was heißt das für die Arbeitsmärkte?
In den USA erwarten wir zwei Millionen neue Jobs in diesem Jahr. Das ist nicht spektakulär aber gut. In Europa werden es nicht so viele, aber auch da entwickelt sich der Arbeitsmarkt nicht schlecht. Vor allem in den Krisenländern tut sich etwas am Arbeitsmarkt. Langsam, aber immerhin.
Die Gastgeber hier beim Weltwirtschaftsforum in Davos haben eine Studie veröffentlicht, wonach die digitale Revolution und die Übertragung von Arbeit auf Roboter schon kurzfristig Millionen Jobs im Westen vernichtet.
Spannend. Aber ich glaube das nicht. Jede industrielle Revolution bisher hat eben nicht zu Massenarbeitslosigkeit geführt. Diese wird es auch nicht. Vor 20 Jahren hatten wir 100000 Telefonisten. Wie viele heute? Dafür hatten wir damals keine App-Programmierer. Alte Jobs gehen verloren, neue entstehen. So ist das.