Ansonsten sei die Architektur von Trumps Gebäuden jedoch so einfallslos, wie ihre Namen. „Keines seiner Gebäude ist ein wichtiges architektonisches Werk“, sagt Goldberger. Sie dienten dazu, Trumps Geld und Ruhm zu mehren – und nicht urbane Probleme zu lösen. Die Kandidatur als US-Präsident ist aus Goldbergers Sicht nur die logische Fortsetzung von Trumps hemmungslosen Selbstmarketing. „Trump macht das, was er sein ganzes Leben lang gemacht hat: Er versucht, seinen Namen auszuschlachten“, sagt Goldberger. „Er lässt die Leute glauben, er sei der größte Immobilienentwickler in den USA.“ Dabei habe er in vielen Bauprojekten, die seinen Namen tragen, nur eine Nebenrolle gespielt.
Fünf Fußminuten vom Trump Tower entfernt, mitten im Central Park, ist der Schauplatz einer dieser Siege, von denen Trumps Image als Macher zehrt. Auf der Wollman Eislaufbahn haben Besucher einen Blick über den Central Park und die umliegenden Wolkenkratzer. Die Eisfläche aus den 40er Jahren ist im Winter ein beliebter Treffpunkt für New Yorker und Touristen, ein klassisches Postkartenmotiv und Kulisse für zahlreiche Filme.
New Yorker Behörden verhindern großen Trump-Schriftzug
Anfang der 80er Jahre sollte sie saniert werden. Sechs Jahre und 13 Millionen Dollar später war die Bahn immer noch nicht fertig. Trump übernahm den Auftrag, blieb unter dem veranschlagten Budget von 2,5 Millionen Dollar und stellte das Projekt innerhalb von sechs Monaten fertig. Seither ist der Name Trump auf den Banden des Eisfelds unübersehbar.
Gut zehn Fußminuten weiter haben die New Yorker Behörden dagegen eine allzu prominente Eigenwerbung Trumps verhindert. Am Rand des Central Parks steht das Trump International Hotel and Tower, ein Luxushotel, das wie ein Abklatsch des Trump Towers aussieht: Ein schwarzer Glaskasten mit prunkvoller goldener Eingangshalle. Davor steht eine mehrere Stockwerke hohe silberne Weltkugel. Der ursprüngliche Architektenentwurf der Skulptur sah den globusumspannenden Schriftzug „Trump International“ darauf vor. Doch für den Schriftzug bekam Trump von der Baubehörde keine Genehmigung.
Donald Trump im Portrait
Unternehmer, Entertainer, Schauspieler, Buchautor
14. Juni 1946
Zwilling
New York City
1,87 Meter
Verheiratet in dritter Ehe mit Melania Trump und insgesamt fünf Kinder.
„Make America Great Again“
Sein größtes Desaster in New York erlebte Trump jedoch einige Blocks weiter westlich mit der „Television City“. Auf einer Industriebrache wollte Trump einen gewaltigen Komplex aus Büros, Wohnhäusern und einen Firmensitz für den TV-Sender NBC bauen. Die Entwürfe aus den 80ern sahen mehrere Wohnhochhäuser und einen Wolkenkratzer höher als das Empire State Building in der Mitte des Areals vor. Laut Bloomberg hatte das Projekt ein Volumen von 4,5 Milliarden Dollar – es wäre das größte Immobilienprojekt seit dem Rockefeller Center Ende der 30er Jahre gewesen.
Doch Trump scheiterte am Widerstand der New Yorker. „Es war einfach zu groß. Ein Super-Block, der schon während der Planung nicht mehr zeitgemäß war“, sagt Architekturkritiker Goldberger. Television City wäre ein Fremdkörper ohne Anbindung an den Rest der Stadt gewesen. Auch Goldberger kritisierte die Pläne damals. Seither wird er häufiger von Trump persönlich verbal attackiert: „Er sagt, ich hätte den schlechtesten Geschmack, sei schlecht angezogen – total kindische Dinge“, berichtet Goldberger.
Mitte der 90er Jahre musste Trump das Areal in West-Manhattan schließlich an eine Investorengruppe aus Hong Kong verkaufen. Doch sein Name blieb – bis jetzt. An der Stelle stehen heute genau jene Trump Place Apartments, deren Bewohner nun mit einer Petition den Namen loswerden wollen. „Unser Zuhause sollte ein Gebäude sein, in das man froh und stolz ist, eintreten zu können. Es wird Zeit, dass der Name Trump verschwindet“, schreiben die Initiatoren der Petition.
Auch Andrew Visconti, der wenige Blocks entfernt wohnt, sagt, er könne verstehen, wenn die Bewohner es als Schande empfänden, in einem Trump-Haus zu wohnen. „Wenn sie die Wahl haben, bleiben viele Leute einem Gebäude von Trump fern“, sagt er. Auch im Präsidentschaftswahlkampf nützt es Trump nichts, dass sein Name in Manhattan allgegenwärtig ist: In New York hat Hillary Clinton einen uneinholbaren Vorsprung von 20 Prozent.
„Die meisten New Yorker standen Trump schon immer skeptisch gegenüber“, sagt Goldberger. „Diejenigen, die am meisten von Immobilien verstehen, haben den geringsten Respekt vor ihm.“