Inside Africa

Südafrika und China - eine Hassliebe

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Noch mehr Klangvielfalt

Die Regierung sollte lieber sicherstellen, dass die landeseigenen Sprachen unterrichtet werden, so die Meinung vieler. Südafrika hat offiziell elf Amtssprachen, so viele wie kaum ein anderes Land. Von zu wenig Klangvielfalt kann also keine Rede sein. Auch das große Problem der Arbeitslosigkeit wird der Mandarin-Unterricht zumindest vorerst nicht lösen. Pekings Botschaft will in China Lehrer rekrutieren, die freiwillig in Südafrika unterrichten und Lehrer ausbilden.

Kritisch könnte es für die China-orientierte Regierung werden, wenn auch die Wirtschaft sich zunehmend vom Land und seinen Produkten abwendet. Zunächst haben viele Unternehmen die günstigen Maschinen „made in China“ gerne gekauft. Nach und nach bekommen sie allerdings die Nachteile zu spüren. Ersatzteile sind oft nicht vorhanden, viele Geräte geben schneller den Geist auf, als es den Unternehmen lieb ist.

Wirtschaftsdaten ausgewählter Länder in Afrika

Auch Chinas aktuelle Konjunkturschwäche trifft Südafrikas Wirtschaft hart. Eigentlich wäre es also an der Zeit, die starke Abhängigkeit zu überdenken. Bisher ist das nicht der Fall. Die Regierung, welche gegenüber ausländischen Regierungsberatern eigentlich relativ immun schien, entwickelt neue Beratungs- und Austauschprogramme auf Regierungsebene.

Südafrikas Regierung eifert China also nicht nur nach, Peking wird auch jeder Wunsch erfüllt, um sich die für die Wirtschaft so wichtigen Geldflüsse weiterhin zu sichern. Die Bevölkerung dagegen will keine richtige Beziehung zu China aufbauen. „Wir können da ja noch nicht mal einfach einreisen“, kommentiert ein Südafrikaner die geltenden Visa-Vorschriften.

Die verschmähten Konferenztaschen liegen am Ende der Veranstaltung zahlreich herrenlos im Saal. Mit „made in China“ wollen viele nichts zu tun haben. Einer, der sich vorher aufgeregt hat, greift dann doch zur Tasche. Plötzlicher Sinneswandel? Ich schaue ihn fragend an. Nein, versichert er, die Parkwächter draußen würden nicht viel verdienen und sich sicher über eine Tasche freuen.

Und tatsächlich schaut der Mann auf dem Parkplatz mich sehr glücklich an, als ich ihm meine Tasche überreiche. Immerhin war „made in China“ doch nicht ganz umsonst.

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