Internationale Energieagentur IEA macht Russland für Zuspitzung der Gaskrise in Europa verantwortlich

Russland sei in der Lage mehr Gas zu liefern, sagt der Geschäftsführer der Internationalen Energieagentur. Die Gaskrise will er nicht direkt auf geopolitische Spannungen zurückführen.

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Russland sei in der Lage, bis zu einem Drittel mehr Gas durch die bestehenden Pipelines zur Verfügung zu stellen, sagte der IEA-Geschäftsführer. Quelle: Bloomberg

Der Geschäftsführer der Internationalen Energieagentur IEA hat Russland vorgeworfen, die Erdgaskrise in Europa zu verschlimmern. Die hohen Preise und niedrigen Speicherfüllstände gingen weitgehend auf das Verhalten des staatlichen russischen Energiekonzerns Gazprom zurück, erklärte Fatih Birol am Mittwoch.

Russland sei in der Lage, bis zu einem Drittel mehr Gas durch die bestehenden Pipelines zur Verfügung zu stellen, sagte er – was sich auf etwa zehn Prozent des täglichen europäischen Verbrauchs belaufen würde. Dies entspräche in etwa der Menge, die laut Industrievertretern nötig wäre, um eine schwere Knappheit im Falle eines kälteren Wetters, als erwartet wird, zu verhindern.

Im Gegensatz zu anderen Pipeline-Betreibern wie Norwegen, Algerien und Aserbaidschan, die ihre Lieferungen nach Europa steigerten, habe Gazprom seine Exporte nach Europa im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25 Prozent verringert – „trotz hoher Marktpreise“, sagte Birol.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat unterstrichen, dass Gazprom seinen langfristigen vertraglichen Lieferverpflichtungen nachgekommen sei. Er führte die hohen Gaspreise auf europäische Entscheidungen zurück. Unter anderem erklärte er, dass deutsche Gaskunden russisches Gas nach Polen und in die Ukraine weiterverkauft hätten, statt die eigenen Marktbedürfnisse zu befriedigen.

Weitere Faktoren, die zu den niedrigen Gasreserven in Europa beitrugen, waren ein kalter Winter im vergangenen Jahr, weniger Energie aus erneuerbaren Quellen und eine hohe Gas-Nachfrage in Asien im Sommer.

Auf Nachfrage von Journalisten vermied es Birol, direkt zu sagen, dass Russland mit Hilfe des Gases politischen Druck auf Westeuropa ausübe. Er stelle fest, dass die niedrigen Gaslieferungen aus Russland nach Europa mit gestiegenen geopolitischen Spannungen über die Ukraine zusammenfielen. „Ich wollte dieses Zusammenfallen nur betonen“, sagte er.

Russland hat nahe der Grenze zur Ukraine etliche Soldaten stationiert und verlangt einen Ausschluss eines künftigen Beitritts des Nachbarlandes zum Militärbündnis Nato. Zugleich wartet Russland auf das Okay von deutschen und EU-Regulationsbehörden für die Inbetriebnahme der umstrittenen Gasleitung Nord Stream 2, über die russisches Gas direkt nach Deutschland fließen könnte. Unter anderen die Ukraine, Polen und die USA sind gegen das Projekt.

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