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Internationaler Anschub Chinas Wirtschaft legt stärker zu als erwartet

Im zweiten Quartal 2014 wuchs die chinesische Wirtschaft um 7,5 Prozent. Doch Ökonomen warnen davor, die Zahlen zu ernst zu nehmen.

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Deutsche sehen China als Bedrohung
Wirtschaftsmacht37 Prozent der befragten Deutschen assoziieren mit China vor allem eine starke Wirtschaftsmacht. Faszination und Angst polarisieren hierzulande die Bevölkerung im Bezug auf Chinas ökonomische Stärke. Das Land wird als Schlüsselrolle für die eigene und internationale Entwicklung gesehen und 57 Prozent der Befragten beurteilen die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen sogar als wichtiger als die zu den USA. Gleichzeitig geht mit dem Wirtschaftsboom Chinas aber auch die Angst einher, chinesische Unternehmen könnten deutsche Firmen von den internationalen Märkten verdrängen. 59 Prozent der Deutschen empfinden Chinas starke Wirtschaft daher als Bedrohung. Quelle: dpa/dpaweb
BevölkerungswachstumBabyboom und Bevölkerungswachstum, daran denken 20 Prozent der Deutschen, wenn sie das Stichwort China hören. Derzeit leben 1,35 Milliarden Menschen in China, die Bevölkerungsdichte beträgt 143 Einwohner pro Quadratkilometer. Doch die Bevölkerung wird noch weiter wachsen, um 0,6 Prozent pro Jahr. Für 2032 rechnen Statistiken mit 1,467 Milliarden Menschen in China, bei einer gleichbleibenden Fertilitätsrate von 1,7 Kindern pro Frau. Viele Deutsche sehen das auch als Bedrohung an. Quelle: REUTERS
Kommunismus15 Prozent fällt spontan der Kommunismus ein, wenn sie an China denken. Während China im ökonomischen Bereich erfolgreich in den internationalen Handel eingebettet wurde und sich für ausländische Investoren geöffnet hat, ist das Land politisch in den Augen der Deutschen weiterhin ein diktatorisches Ein-Parteien-System unter Führung der Kommunistischen Partei. Die ist mit etwa 78 Millionen Mitglieder nicht nur die größte kommunistische Partei der Welt, sondern auch die mitgliederstärkste Partei allgemein. Deutsche verbinden mit ihr ein vornehmlich negatives Bild. Quelle: REUTERS
Chinesische MauerMan kennt sie aus Reiseprospekten und gefühlt jedes zweite China-Restaurant ist nach ihr benannt. Nicht weiter verwunderlich also, dass 15 Prozent der Befragten mit China die Chinesische Mauer assoziieren. Sie gilt als Weltkulturerbe und erstreckt sich über 21.196 Kilometer. Früher sollte die Mauer vor allem zum Schutz vor Völkern aus dem Norden dienen, heute ist sie eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Chinas und lockt Reisende aus aller Welt an. 36 Prozent der Befragten haben daher sehr großes oder großes Interesse an China als Reiseland. Quelle: dpa
Chinesisches EssenPeking-Ente, Reis süß-sauer - und das alles mit Stäbchen: 14 Prozent der befragten Deutschen denken beim Stichwort China an chinesisches Essen. Was Viele aber nicht wissen: Chinesisches Essen ist nicht gleich chinesisches Essen. Die meisten der 23 Provinzen Chinas haben ihre eigene Regionalküche. Zu den populärsten gehört die würzige Küche aus Sichuan, die gerne Sojasauce, Ingwer und Frühlingszwiebeln verwendet, die scharfe Xiang-Küche aus Hunan und die kantonesische Yue-Küche, die vor allem durch die Verwendung ungewöhnlicher Zutaten wie Hundefleisch bekannt geworden ist. Übrigens: Die Peking-Ente ist das berühmteste Gericht der chinesischen Küche. Quelle: REUTERS
MenschenrechtsmissachtungEbenfalls 14 Prozent fallen zu China Menschenrechtsverletzungen ein. Auf die Frage, wo sie das Land gegenwärtig und in 15 Jahren beim Schutz der Menschenrechte sehen, ordneten 60 Prozent der Befragten die Volksrepublik in die Schlussgruppe ein, nur 1 Prozent sieht China als Spitzengruppe in Bezug auf Menschenrechte. Auch das Bild Chinas als ein Rechtsstaat stößt auf wenig Zustimmung bei den Deutschen. 49 Prozent stimmten der Aussagen gar nicht zur, nur 1 Prozent sieht China als Rechtsstaat an. 80 Prozent der befragten Bevölkerung geht außerdem davon aus, dass in China kaum oder keine Debatten über politische Themen geführt werden. Quelle: dpa
Diebstahl von Ideen12 Prozent denken, China spioniere deutsche Unternehmen aus und verkaufe die Ideen aus dem Westen als eigene. Nachgebaute Ware aus China, oft zum Spottpreis, macht deutschen Unternehmen das Leben schwer. Auch das Markenimage chinesischer Produkte ist bei den befragten Deutschen schlecht. So assoziieren viele Konsumenten in Deutschland chinesische Produkte mit einfache, technisch wenig anspruchsvolle Billigware. Quelle: dpa

Chinas Wirtschaft gewinnt wieder etwas an Schwung. Im zweiten Quartal dieses Jahres zog das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt leicht auf 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an, wie das Statistikamt am Mittwoch in Peking mitteilte. Es lag damit leicht über Analystenerwartungen. In beiden Quartalen zuvor hatten sich der Zuwachs auf zuletzt 7,4 Prozent verringert - das langsamste Wachstum seit 18 Monaten.
China liegt mit den jüngsten Zahlen wieder auf Kurs für das von der Staatsführung gesteckte Ziel von 7,5 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Die Daten sind ein Hinweis darauf, dass sich die Wirtschaftsentwicklung in China stabilisiert und langsam wieder mehr Fahrt aufnimmt.

Ökonomen machten Regierungsprogramme für das leichte Anziehen der Konjunktur verantwortlich. In den vergangenen Monaten hatte Peking zusätzliche Ausgaben in Form von Steuerermäßigungen und Investitionen in Eisenbahn und sozialen Wohnungsbau veranlasst. Gleichzeitig geht aus Zahlen der Zentralbank vom Vortag hervor, dass trotz der Sorge um faule Kredite Chinas Finanzinstitutionen und Staatsbanken im Juni die Wirtschaft wieder mit deutlich mehr Krediten gestützt hat. Der Umfang der Kredite wuchs auf rund eine Billion Yuan (118 Milliarden Euro) nach rund 870 Milliarden Yuan im Mai.

Die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen

„Ohne einen Mikrostimulus der Regierung sähen die Wirtschaftsdaten verheerend aus“, sagte die bekannte Wirtschaftskommentatorin Ye Tan der Nachrichtenagentur dpa. Der Ökonom Shuang Ding von der Citibank sagte dem „Wall Street Journal“, dass die Regierungsausgaben Chinas Wirtschaft vermutlich bis ins zweite Halbjahr hinein antreiben würden. Zudem wuchsen Bedenken von Ökonomen, dass die offiziellen Konjunkturzahlen stark verzerrt sein könnten. In mehreren Untersuchungen warnten Forscher davor, sich auf die Angaben der chinesischen Statistikbehörde zu verlassen.

Aber auch mit 7,5 Prozent liegt China weit unter dem zweistelligen Turbo-Wachstum der vergangenen Jahrzehnte. Sollte es in diesem Jahr bei dem Tempo bleiben, wäre es das langsamste Wachstum seit 24 Jahren. 2012 und 2013 war Chinas Wirtschaft mit 7,7 Prozent jeweils im Vergleich zum Vorjahr so langsam wie zuletzt Ende der 90er Jahre gewachsen. Chinas Staatsführung will eine grundlegende Umstrukturierung der Wirtschaft anstoßen. Dafür will sie auch geringere Wachstumsraten in Kauf nehmen.

Wichtige Frühindikatoren deuten auf eine leichte Verbesserung der Wirtschaftslage hin. Die Industrieproduktion legte im Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,2 Prozent etwas stärker als erwartet zu. Auch die Sachinvestitionen lagen mit einem Plus von 17,3 leicht über Analystenerwartungen.

Gleichzeitig blieben jedoch die Einzelhandelsumsätze im Juni mit 12,4 Prozent leicht hinter den Vorhersagen zurück. Im Vergleich zum Wachstum in Europa und den USA erscheinen Wachstumszahlen wie in China bemerkenswert, doch sind sie für ein Schwellenland wie China mit seinem Nachholbedarf nicht hoch. Experten sehen sechs oder sieben Prozent Wachstum als Untergrenze, um ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen und Entwicklungsprobleme zu lösen.

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