Internationaler Handel Mögliche Schiffs-Entführung im Golf von Oman

Die Lage im Golf von Oman spitzt sich zu. Erneut soll ein Tanker entführt worden sein. Die britische Regierung beschuldigt den Iran als Drahtzieher.

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Die USA und Großbritannien fürchten eine weitere Eskalation am Golf von Oman. Quelle: AP

Vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate ist im Golf von Oman möglicherweise ein Schiff entführt worden. Die britische Warnzentrale für die Seefahrt (UKMTO) setzte am Dienstag zunächst eine Warnung ab wegen eines „Zwischenfalls“ etwa 60 Seemeilen östlich des Emirats Fudschaira. Alle Schiffe in der Nähe sollten „extrem vorsichtig“ sein, hieß es. Die UKMTO sprach kurz darauf in einer weiteren Warnung von einer „möglichen Entführung“.

Der auf maritime Sicherheit spezialisierten Firma Dryad Global zufolge soll das Schiff „Asphalt Princess“ involviert sein, ein unter der Flagge Panamas fahrender Tanker. Die omanische Luftwaffe sei mit Seeaufklärungsflugzeugen in der Gegend im Einsatz, hieß es. Auf der Website Flightradar24 war zu sehen, dass ein Aufklärungsflugzeug über der besagten Gegend kreiste. Der Golf von Oman liegt zwischen dem Oman und dem Iran.

Eine offizielle Bestätigung für den Vorfall gab es zunächst nicht. Es blieb zunächst auch unklar, wie viele Schiffe involviert waren und wer hinter der angeblichen Entführung stecken könnte.

Die britische „Times“ berichtete unter Berufung auf Regierungsquellen, dass eine „Truppe“ aus acht oder neuen bewaffneten Männern die „Asphalt Princess“ in ihre Gewalt gebracht habe. Die Regierung in London gehe davon aus, dass der Iran oder mit ihm verbündete Milizen für die Entführung verantwortlich seien. Das britische Außenministerium erklärte, man „untersuche dringend einen Vorfall auf einem Schiff vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate“.

Das iranische Außenministerium bezeichnete den Vorfall als „verdächtig“ und warnte vor erneut grundlosen Unterstellungen gegen den Iran. „Diese kontinuierlichen Vorfälle für die Schiffe im Persischen Golf sind äußerst fragwürdig und verdächtig“, sagte Außenamtssprecher Said Chatibsadeh. Vor allem sollten die Vorfälle nicht als Vorwand für die Umsetzung von bestimmten politischen Zielen in der Region instrumentalisiert werden. Für den Iran sei die Sicherheit der Schifffahrt im Persischen Golf enorm wichtig und daher sei Teheran auch bereit, seine Hilfeleistung anzubieten, so der Sprecher nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna.

Iran weist die Vorwürfe zurück

Schiffe gelangen über den Golf von Oman und die Straße von Hormus in den Persischen Golf. Die Route gilt als eine der wichtigsten Seeverbindungen des internationalen Handels.

Die Lage in der Region ist vor allem für die Seefahrt angespannt. Immer wieder hatte es dort Zwischenfälle gegeben. Zuletzt waren bei einem Drohnenangriff auf den Öltanker „Mercer Street“ im Persischen Golf ein Brite und der rumänische Kapitän getötet worden. Großbritannien, Rumänien, Israel und die USA machen den Iran für den Zwischenfall verantwortlich. Der Iran wies eine Verwicklung zurück.

Hintergrund der Spannungen im Mittleren Osten, die in vergangenen Jahren zunahmen, ist unter anderem der Streit um das internationale Atomabkommen mit dem Iran. Die USA hatten das Abkommen im Mai 2018 einseitig aufgekündigt. Am Golf kam es seitdem zu mehreren Zwischenfällen und Sabotageakten gegen Öltanker sowie Angriffe auf Ölanlagen. Die jüngsten Vorfälle kommen zudem nur Tage vor der Amtseinführung des neuen iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi.

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