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Internationaler Währungsfonds Lagarde will an die IWF-Spitze

Die französische Finanzministerin Christine Lagarde kandidiert für den Chefposten des Internationalen Währungsfonds. Die Schwellenländer wehren sich und fordern ein neues Wahlprozedere.

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Die französische Quelle: Reuters

Die französische Finanzministerin Christine Lagarde teilte ihre Kandidatur heute in Paris offiziell mit. Sie hatte zuvor gefordert, dass Europa sich auf eine gemeinsame Kandidatur einigen sollte. Die 55-Jährige gilt als Schwergewicht in der Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy mit besten Verbindungen in die USA, schließlich hat sie vor ihrem Sprung in die Politik eine führende Anwaltskanzlei in den USA geleitet. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte sie kürzlich eine „ausgezeichnete und erfahrene Persönlichkeit“. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte betont, dass Lagarde in der gesamten Finanzwelt respektiert und geschätzt werde.

Lagarde hatte gestern weitere Unterstützung für ihre Kandidatur erhalten. „Die Europäer haben mit ihr eindeutig ihre Beste und Klügste ausgewählt“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria in Paris. Auch Irland sprach sich für die Französin als neue Chefin beim Internationalen Währungsfonds (IWF) aus. Lagarde sei „eine exzellente Kandidatin, sie ist in besonderer Weise qualifiziert, und sollte sie nominiert werden, dann werden wir sie voraussichtlich unterstützen“, sagte die irische Ministerin für Europäische Angelegenheiten, Lucinda Creighton. IWF-Chef Strauss-Kahn war in der vergangenen Woche von seinem Amt nach seiner Verhaftung in New York wegen des Verdachts auf versuchte Vergewaltigung zurückgetreten. Das IWF-Direktorium will bis Ende Juni eine Entscheidung über seine Nachfolge treffen.

Stolpersteine zur Wahl

In gut zwei Wochen soll über ein Gerichtsverfahren gegen die französische Finanzministerin entschieden werden: Am 10. Juni gibt die Justiz bekannt, ob in der seit Jahren schwelenden Affäre gegen Lagarde eine formale Untersuchung wegen Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder eingeleitet wird. Am selben Tag endet auch die Frist für die offizielle Nominierung von Kandidaten für den IWF-Chefposten. Ein Gerichtsverfahren gilt als größte Gefahr für die Chancen der französischen Politikerin auf die Stelle als IWF-Chefin.

Die Opposition in Frankreich hat Lagarde Amtsmissbrauch vorgeworfen, als sie die Zahlung von 285 Millionen Euro an den Geschäftsmann Bernard Tapie für zulässig erklärte. Das Geld floss, um einen Rechtsstreit mit der Bank Credit Lyonnais beizulegen. Der ehemals linke Politiker Tapie war in das konservative Lager gewechselt und hatte Präsident Nicolas Sarkozy 2007 im Wahlkampf unterstützt. Später hat er die Regierung verklagt. Die ehemals staatliche Credit Lyonnais soll ihn beim Verkauf seines Adidas-Anteils im Jahr 1993 betrogen haben. Lagarde hatte den Fall einer Schiedsstelle übertragen und sich damit dem Rat ihres Ministeriums widersetzt. Die Staatsanwaltschaft hat Anfang des Monats eine Untersuchung empfohlen.

Schwellenländer fordern neue IWF-Wahlprozedur

Im Tauziehen um die Neubesetzung des IWF-Chefpostens haben aufstrebende Industrienationen eine Abkehr von der bisherigen Tradition gefordert. Sie wollen, dass der durch den Rücktritt des Franzosen Dominique Strauss-Kahn frei gewordene Posten nicht mehr automatisch von einem Europäer besetzt wird. Der IWF solle diese „überflüssig“ gewordene Praxis aufgeben, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Gruppe der so genannten Brics-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China and Südafrika. „Die Abmachung, dass die Auswahl des Direktors in der Praxis auf der Basis der Nationalität getroffen wird, untergräbt die Legitimität des Fonds.“

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