Interrail-Pläne der EU Kein Geburtstagsgeschenk aus Brüssel

Eine Idee und was daraus geworden ist: Das kostenlose Reise-Ticket für Jugendliche in der EU kommt. Allerdings in deutlich abgespeckter Form und nur für wenige ausgewählte Jugendliche.

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Zwischen 5000 und 7000 Jugendliche sollen ab dem Sommer kostenlos durch die EU reisen. Vor dem Kofferpacken steht aber jede Menge Bürokratie. Quelle: picture-alliance/ dpa

Brüssel Der Vorschlag klang fast schon zu schön, um wahr zu sein: Jeder Jugendliche in der EU sollte zu seinem 18. Geburtstag ein Interrail-Ticket geschenkt bekommen, mit dem er per Zug kostenlos quer durch Europa fahren kann. Doch aus der Idee zweier deutscher Studenten hat die EU-Kommission ein bürokratisch komplexes Vergabeverfahren gemacht. Das Geschenk, das zuvor bereits im EU-Parlament Anklang fand, wird nur bei den wenigsten Jugendlichen ankommen. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine“ und beruft sich auf Pläne, die die EU-Kommission am Montag vorstellen möchte.

Ziel des ursprünglichen Plans war es, mit den kostenlosen Bahn-Tickets das europäische Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Das Problem: Das Programm hätte 2,3 Milliarden Euro gekostet. EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc hatte bereits Anfang Oktober auf die Schwierigkeiten der Finanzierung hingewiesen. Als Alternative hatte sie damals unter anderem eine Lotterie ins Gespräch gebracht, über die eine bestimmte Anzahl von Tickets verlost werden könnte.

Tatsächlich herausgekommen ist nun eine zusammengedampfte Mini-Version des ursprünglichen Plans. Dafür investiert die Union lediglich 2,5 Millionen Euro. Profitieren sollen davon EU-weit zwischen 5000 und 7000 Jugendliche ab 16 Jahren. Maximal 60 Jugendliche aus jedem Land will die Kommission so erreichen. Ab dem Sommer können sie Zuschüsse für Reisen innerhalb der EU beantragen.

Und dann beginnt die Brüsseler Bürokratie: Der Zuschuss liegt zwischen 350 und 500 Euro – je nachdem, ob die Jugendlichen auf dem Festland oder auf einer Insel wohnen. Und es hat längst nicht jeder Jugendliche eine Chance auf das kostenlose Ticket. Ausgewählt werden die Schüler auf der Grundlage von Projekten, die Schulklassen bei der EU-Plattform Twinning einreichen. In erster Linie will die Kommission hier Jugendliche berücksichtigen, die sich für soziale Projekte engagieren und zuvor nicht auf Klassenfahrt waren.

Doch selbst wer das anspruchsvolle Vergabeverfahren überstanden hat, muss weiter mit der EU-Bürokratie kämpfen. Die Kommission legt nämlich auch Wert auf die Umweltverträglichkeit der Reisen und so dürfen die genutzten Verkehrsmittel nicht mehr als 200 Gramm CO2 pro Person und Reisekilometer ausstoßen. Zum Vergleich: Für einen Flugkilometer setzt die Kommission 285 Gramm an. Möglich wäre jedoch „30 Kilometer mit einer kleinen Fähre (258 Gramm), gefolgt von 420 Kilometer mit dem Zug (14 Gramm) und dann 40 Kilometer mit dem Bus (68 Gramm) zu fahren“, so das Rechenbeispiel der Kommission. Dazu kommen Auflagen für das Verhältnis von Reisedauer und Aufenthalt am Reiseziel..

Dauerhaft beschäftigen werden die kostenlosen Reisen – und die damit verbundene Bürokratie – die Kommission nicht, denn das Projekt soll eine einmalige Sache zur Feier des 30. Geburtstags des EU-Austauschprogramms „Erasmus“ sein.

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