Irak Militär sieht sich kurz vor Sieg in Tal Afar

Der IS hält laut einem irakischen Militärsprecher nur noch fünf Prozent der Stadt im Nordwesten des Landes. Die Extremisten seien in der Minderheit und erschöpft. Ein Verbündeter aus Europa sichert Unterstützung zu.

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Zusammenstöße mit dem IS in der umkämpften Stadt. Quelle: Reuters

Tal Afar Rund sieben Wochen nach der Rückeroberung der einstigen IS-Hochburg Mossul steht dem irakischen Militär zufolge auch das strategisch wichtige Tal Afar kurz vor der Befreiung. Die Stadt befinde sich nur noch zu fünf Prozent unter der Kontrolle des Islamischen Staates (IS), sagte ein Militärsprecher am Samstag. „So Gott will, werden die übrigen Teile auch bald befreit“, erklärte der irakische Außenminister Ibrahim al-Dschaafari bei einer Pressekonferenz mit seinem französischen Kollegen Jean-Yves Le Drian in Bagdad. Frankreich ist einer der wichtigsten Partner in der US-geführten Koalition, die den Irak im Kampf gegen den IS unterstützt. Le Drian sagte, sein Land werde auch beim Wiederaufbau und der Aussöhnung des Landes helfen.

Die Extremisten seien in der Minderheit und erschöpft, führte der Militärsprecher aus. Die Offensive hatte erst am vergangenen Sonntag begonnen. Nach Schätzung westlicher Militärexperten standen zu diesem Zeitpunkt nur 2.000 IS-Kämpfer rund 50.000 Soldaten gegenüber. Zuletzt brachten Elite-Einheiten nach Militärangaben das Stadtzentrum unter ihre Kontrolle und hissten die irakische Flagge auf der dort gelegenen Zitadelle. Das Bauwerk aus osmanischer Zeit war von Extremisten schon Ende 2014 weitgehend zerstört worden.

Tal Afar liegt im Nordwesten des Irak an der Verbindungsstraße zwischen der früheren IS-Bastion Mossul und dem benachbarten Syrien. Die Stadt war Teil des sogenannten Kalifates, das der IS 2014 in weiten Teilen Syriens und des Irak ausgerufen hatte und das Anfang Juli mit dem Fall Mossuls praktisch sein Ende fand.

Im Juni wurde Tal Afar vom Rest des IS-Herrschaftsgebietes abgetrennt und steht jetzt im Fokus der irakischen Offensive gegen die Islamisten. Vor dem Krieg hatte die Stadt 200.000 Einwohner, viele Bewohner flohen noch in den Wochen unmittelbar vor den aktuellen Kämpfen. Nach Einschätzung von US-Militärkommandeuren halten sich noch bis zu 20.000 Zivilisten in Tal Afar auf. Sie werden nach Berichten von Hilfsorganisationen und Augenzeugen vom IS mit dem Tod bedroht.

Aus Tal Afar stammten mehrere hochrangige IS-Kommandeure, die Stadt galt im Irak schon länger als Brutstätte islamistischer Strömungen. Nach der US-geführten Invasion im Irak gab es dort zudem immer wieder Zusammenstöße zwischen sunnitischen und schiitischen Bevölkerungsgruppen.

Der französische Außenminister erklärte, der Kampf gegen den IS sei zwar noch nicht gewonnen. Aber es beginne eine Phase des Friedens, der Stabilisierung, der Versöhnung und des Wiederaufbaus. „Wir sind im Krieg präsent und werden es auch im Frieden sein“, sagte Le Drian.

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